Until You: Jax

von: Aurora Rose Reynolds

Romance Edition Verlag, 2018

ISBN: 9783903130593 , 240 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 4,99 EUR

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Until You: Jax


 

Prolog


Ellie

Als ich ins Krankenhaus eingeliefert und in ein Zimmer gebracht werde, bin ich am Ende. Nachdem ich die letzten Tage kaum etwas zu essen oder zu trinken bekommen habe, ist mein Körper erschöpft und mein Verstand von den Dingen, die ich überlebt habe, völlig durcheinander. Darüber hinaus muss ich endlich zu Hope.

»Mir geht es gut, wirklich«, wiederhole ich zum gefühlt hundertsten Mal an den Doktor gerichtet, der mich untersucht, seit er vor einigen Minuten den Raum betreten hat.

»Ruth, lass uns mit einer Infusion beginnen«, weist er über meinen Kopf hinweg die Krankenschwester an, während er mich weiter ignoriert, meinen Arm zu sich zieht und mit seinen Fingern dagegen klopft.

»Ich muss zu Hope«, wimmere ich und entreiße dem Arzt meinen Arm, als die Krankenschwester mit einer Kanüle ums Bett herumkommt.

»Lass den Arzt die Infusion legen, Ellie«, sagt der Kerl namens Jax, nimmt meine andere Hand in seine und reibt mit dem Daumen über meinen Handrücken.

Er ist nicht von meiner Seite gewichen, seit ich den Wald verließ. Ich habe versucht, ihn auszublenden, bin aber kläglich gescheitert. Er ist ein Riese von einem Mann und bedrohlich gut aussehend, was es nahezu unmöglich macht, in seiner Nähe zu sein, ohne ihn zu beachten.

»Du verstehst das nicht, Hope braucht mich«, sage ich schluchzend, als der Doktor meinen Arm erneut nimmt und die Nadel ansetzt. Frust und Verzweiflung treiben mir die Tränen in die Augen.

»Hey, nicht weinen. Ich bin mir sicher, dass es deinem Hund gut geht.« Jax’ Stimme ist sanft und seine Finger streichen wieder über meinen Handrücken.

»W-wie bitte?«, stottere ich und sehe ihn an.

»Katze?«, fragt er stirnrunzelnd.

»Hope ist meine Tochter«, fauche ich und entziehe ihm meine Hand.

»Tochter?« Er wird bleich, sucht in meinem Gesicht nach Antworten.

Seine Reaktion überrascht mich nicht. Das ist die normale Resonanz, die ich von Männern erhalte, wenn sie herausfinden, dass ich ein Kind habe. Angesichts seiner Reaktion verkrampft sich dennoch etwas in meinem Inneren. »Ja, meine Tochter«, bestätige ich und hebe mein Kinn, bevor ich den Arzt zornig anstarre und mit zusammengepressten Zähnen knurre: »Ich muss hier raus, sofort

»Verdammte Scheiße«, murmelt Jax, aber ich ignoriere ihn und erdolche den Mediziner weiter mit Blicken, der jedoch ungerührt den Infusionsbeutel in einer Aufhängung über meinem Kopf platziert.

»Es tut mir leid, Mrs Anthony, aber Sie sind stark dehydriert und wir werden Sie noch einige Stunden hierbehalten müssen, bevor wir Sie entlassen können.«

»Dann werde ich etwas Wasser trinken«, erwidere ich und bin versucht, die Kanüle aus meiner Hand zu ziehen und ihm damit wehzutun.

»Schlafen Sie etwas.« Mit diesen Worten übergeht er mich ein weiteres Mal und wendet sich ab, um mit einer der Krankenschwestern zu sprechen.

»Das kann doch nicht wirklich passieren«, murmle ich und falle in die Kissen. Plötzlich werden meine Lider ganz schwer, was die Frage in mir aufkommen lässt, ob mir nicht noch etwas anderes in die Infusion getan wurde.

Als ich aufwache und meine Augen langsam öffne, höre ich ein Wispern und Flüstern. Der Raum ist dunkel, das einzige Licht kommt von einem TV-Gerät in der Ecke und taucht das Zimmer in einen blauen Schein. Um mich auf den Fernseher zu konzentrieren, muss ich mehrmals blinzeln. Jax’ Onkel Nico steht mit einer Gruppe von Polizisten vor dem Haus, in das ich nach meiner Entführung gebracht wurde. Eine Frau spricht vor der Kamera, aber die Lautstärke ist so gering, dass ich nicht verstehe, was sie sagt. Schließlich schwenkt der Kameramann von der Frau hinüber zu dem Truck, der uns verfolgt hat. Ich setze mich auf, finde die Fernbedienung neben dem Bett und stelle den Ton lauter: »Die beiden Frauen wurden von diesem Fahrzeug verfolgt, während sie versuchten, auf einem Quad zu entkommen, das sie einem der Angreifer entwenden konnten. Einer der Entführer ist tot, nach dem anderen wird nach wie vor gesucht. Wenn Sie irgendwelche Informationen zum Aufenthaltsort des Verdächtigen haben, rufen Sie bitte unter der unten eingeblendeten Nummer an«, sagt die Sprecherin, bevor die Szene endet. Sie wird von einem Mann und einer Frau hinter einem Schreibtisch des Nachrichtensenders abgelöst, die verkünden: »Heute Abend können Sie Dan Seagans Spezialreport über den Frauen- und Sexhandel in der Gegend um Nashville sehen.«

Ich reiße mich vom Bildschirm los und richte mich auf, um nach dem Telefon neben dem Bett zu greifen. Dann wähle ich die einzige Nummer, die mir einfällt, um mit Hope in Kontakt zu treten.

»Hallo?«, meldet sich meine Tante bereits nach dem ersten Klingeln.

»Tante Marlene«, kommt es mir mit einem erstickten Laut über die Lippen. »Hast du meine Mom gesehen?«

»Habe ich, aber sie ist mittlerweile wieder weg«, antwortet sie und ich höre, wie sie sich eine Zigarette anzündet.

Ich bin sicher, dass sie in ihrem Lehnstuhl sitzt, ihre Füße hochgelegt, einen Glimmstengel nach dem anderen raucht und fernsieht.

»Wo ist Hope?« Mit geschlossenen Augen bete ich, dass meine Mom sie nicht mitgenommen hat.

»Hope ist bei mir. Wann kommst du, um sie abzuholen?«

»Ich bin in Tennessee«, wimmere ich. Ich habe keine Ahnung, wie weit ich von Kentucky entfernt bin.

»Ich weiß. Deine Mutter war hier, als die Nachrichten liefen.«

Meine Augen füllen sich mit Tränen, aber ich weigere mich, ihnen freien Lauf zu lassen. Ich werde mich von diesen Leuten nicht noch mehr verletzen lassen. Es überrascht mich nicht, dass Mom meiner Tante erzählt hat, was passiert ist, und dass es sie nicht kümmert. Als mein Dad starb, hat Mom aufgehört, sich um mich zu kümmern. Ab diesem Moment musste sie nicht länger vorgeben, dass ihr mein Bruder und ich mehr bedeuten würden als ihr nächster Rausch.

»Ich bin auf dem Weg. Bitte richte Hope aus, dass ich bald da sein werde.«

»Ich muss morgen Abend arbeiten, vergiss das nicht«, sagt sie, bevor die Leitung tot ist.

Ich lege das Telefon zurück und reibe mir über die Augen.

Meine Familie ist das, was die meisten als Trailer Trash bezeichnen würden. Ich habe diesen Ausdruck gehasst, als ich aufwuchs. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich damit klarkam, dass mich die Kinder in der Schule so nannten. Zwar wusste ich, dass ich in einem Trailer lebte und arm war, aber immerhin hatte ich meine Familie. Als ich sieben wurde, starb mein Dad wegen eines Unfalls in der Kohlemiene und ließ meinen älteren Bruder und mich mit unserer Mom zurück, die von Schmerztabletten abhängig war. Obwohl sie bereits lang krank war, bevor Dad nicht mehr da gewesen ist, hatten wir dennoch nie darunter gelitten. Mein Dad sorgte stets dafür, dass wir Essen und Kleidung hatten. Wir besaßen zwar nicht viel, aber wir waren füreinander da.

»Du bist wach.«

Mein Blick wandert über meine Schulter zur geöffneten Tür und trifft den besorgten von Jax. Ich werde nicht schlau aus ihm. Ich verstehe noch immer nicht, wie jemand, den ich gerade erst getroffen habe, mir mehr Fürsorge entgegenbringen kann als die Menschen, die ich schon mein ganzes Leben lang kenne. »Ich muss zu Hope«, sage ich, während ich mir an die Kehle greife, die trocken und kratzig ist, wie ich erst jetzt feststelle.

»Ich weiß, Baby, ich werde dich zu ihr bringen«, antwortet er und betritt den Raum.

Baby? Warum mag ich das? Warum wird mir jedes Mal ganz warm, wenn er mich so nennt?

»Danke dir.« Vor Erleichterung schließe ich kurz die Augen. »Ich werde mich revanchieren, sobald ich nach Hause komme.«

»Nein«, knurrt er. Ich zucke zusammen, was ihn dazu bringt, den Kiefer aufeinanderzupressen. »Das ist nicht nötig, meinte ich damit.« Er spricht mit sanfter Stimme, schiebt die Hände in die Vordertaschen seiner Jeans und gibt mir damit die Chance, ihn zu betrachten.

Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, er wäre ein Riese. Seine Schultern sind so breit, dass ich sicher bin, zweimal dazwischen zu passen. Seine Hüften sind schmal, seine Oberschenkel kräftig und seine Beine lang. Auf dem Kopf trägt er ein Baseballcap, die jegliche Aufmerksamkeit auf seine Augen lenkt. Diese sehen im Dunklen haselnussbraun aus. Zudem hat er ein kantiges Kinn, volle Lippen und eine nahezu perfekte, wenn auch leicht schräge Nase. »Meine Eltern sind hier. Mom hat dir einige Kleidungsstücke mitgebracht, falls...