Die drei !!!, 82, Das Konfetti-Komplott (drei Ausrufezeichen)

von: Maja von Vogel

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2020

ISBN: 9783440500484 , 160 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 6,99 EUR

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Die drei !!!, 82, Das Konfetti-Komplott (drei Ausrufezeichen)


 

Zwei Esel zum Verlieben


»Mein Gott, ist der süß!«, stellte Franzi verzückt fest.

Kim nickte. »Echt zum Knutschen.«

»Ich hab mich auch sofort in ihn verliebt«, gab Marie zu. »Hat er nicht tolle Augen?«

»Ja, so sanft und gleichzeitig unergründlich.« Kim seufzte. »Wunderschön!«

Franzi kicherte. »Wenn Holger und David euch hören könnten, wären sie garantiert eifersüchtig.«

»Holger ist genauso verschossen in Adam wie ich.« Marie streckte den Arm über den Zaun und rief: »Komm her, Dicker!«

Ein Esel mit struppigem, grauem Fell trabte über das gefrorene Gras auf sie zu. Schnauze und Bauch waren hell. Er senkte den Kopf und schnupperte an Maries Hand. Weiße Atemwolken stiegen aus seinen Nüstern in die kalte Februarluft.

»Warte, ich hab was für dich.« Franzi zog einen Apfel aus der Jackentasche und bot ihn dem Esel an. Blitzschnell schoss Adams Kopf nach vorne, und seine weichen Lippen streiften Franzis flache Hand, bevor der Apfel in seinem Maul verschwand und er krachend kaute. »Das schmeckt dir, was?« Franzi kraulte den Esel zwischen den langen Ohren.

»Adam ist ein richtiger Vielfraß.« Marie lächelte. Ein eisiger Windstoß fegte über den Hof und sie schlug den Kragen ihres Wintermantels hoch. In diesem Moment kam ein zweiter Esel aus dem Stall am anderen Ende der Wiese. »Darf ich vorstellen? Das ist Eva.«

Die Eseldame näherte sich ihnen vorsichtig, blieb jedoch in sicherem Abstand zum Zaun stehen und betrachtete die Mädchen. Sie war etwas kleiner als Adam und ihre kurze Mähne stand struppig ab.

»Hallo, Eva«, sagte Franzi. »Du bist ja eine ganz Hübsche.«

»Sie ist ein bisschen schüchtern«, stellte Marie fest.

»Kein Problem, wir werden bestimmt noch Freunde.« In Franzis Stimme schwang nicht der Hauch eines Zweifels mit.

Marie grinste. Franzi lebte auf einem alten Bauernhof, hatte selbst ein Pony namens Tinka und liebte Tiere über alles. Sie freundete sich sogar mit den Silberfischen im Bad an.

»Woher haben deine Großeltern die Esel eigentlich?«, fragte Kim.

»Sie haben sie zusammen mit dem Haus übernommen«, erklärte Marie. »Die Vorbesitzer sind ins Altenheim gezogen, dorthin konnten sie Adam und Eva nicht mitnehmen.«

Oma Agnes und Opa Herbert, die Eltern von Maries Stiefmutter Tessa, waren vor zwei Wochen aus Dettingen in die Stadt gezogen, um näher bei Marie und ihrer Familie zu sein. Nach längerer Suche hatten sie ein hübsches kleines Häuschen direkt am Waldrand gefunden und wohnten nun gar nicht weit von der Villa der Grevenbroichs.

»Marie!«

Marie fuhr herum. Ihr kleiner Bruder Finn rannte über den Hof auf sie zu und warf sich in ihre Arme. Er trug gefütterte Stiefel und einen Schneeanzug, an dem Tannennadeln und Erde klebten. Oma Agnes und Opa Herbert folgten ihm etwas langsamer.

»Hallo, Finn!« Marie strubbelte ihm durch die Haare. »Wie war’s im Kindergarten?«

»Super!« Finn strahlte. »Oma Agnes und Opa Herbert haben mich abgeholt. Das machen sie jetzt jeden Freitag.« Praktischerweise lag auch Finns Waldkindergarten gleich um die Ecke.

»Schön!« Marie lächelte ihren Großeltern zu.

»Wartet ihr schon lange?«, fragte Oma Agnes besorgt, nachdem sie die Mädchen begrüßt hatte. »Und das bei der Kälte! Ihr seid bestimmt ganz durchgefroren.«

»Kein Problem.« Marie nickte zu den Eseln hinüber. »Ich hab Franzi und Kim in der Zwischenzeit mit Adam und Eva bekannt gemacht.«

»Die beiden sind toll, oder?«, schwärmte Opa Herbert. »Sie sind uns schon richtig ans Herz gewachsen.«

»Kommt doch rein und wärmt euch auf«, schlug Oma Agnes vor. »Wie wär’s mit einem heißen Kakao?«

»Gerne!« Kim nickte begeistert. Sie liebte Süßigkeiten und besonders Schokolade über alles – völlig egal, ob warm oder kalt, flüssig oder fest.

Die Freundinnen folgten Oma Agnes und Opa Herbert zum Haus. Finn hüpfte nebenher. Opa Herbert schloss die Tür auf und sie betraten einen kleinen Windfang. Marie half Finn, seine dreckverkrusteten Stiefel und den Schneeanzug auszuziehen, bevor sie durch einen schmalen Flur in die Wohnküche marschierten. Der Raum war groß und hell. Die kleinen Sprossenfenster gingen zum Garten hinaus und die Decke wurde von wuchtigen, uralten Holzbalken gestützt. Die Wände waren schneeweiß gestrichen und es roch noch leicht nach frischer Farbe.

»Wie gemütlich!« Kim ließ sich auf eine Eckbank aus dunklem Holz fallen, auf der bunte Kissen lagen.

»Ist das ein echter Feuerofen?« Franzi zeigte auf einen wuchtigen gusseisernen Ofen in der Ecke, während sie neben Kim auf die Bank rutschte.

Opa Herbert nickte. »Den haben wir auch von den ehemaligen Besitzern übernommen. Er ist schon fast ein Museumsstück, aber er funktioniert noch. Sehr praktisch, falls mal der Strom ausfällt.«

Oma Agnes goss Milch in einen Topf und stellte ihn auf den Herd.

»Sie haben es wirklich schön hier«, stellte Kim fest.

Oma Agnes nickte. »Uns gefällt es auch sehr. Es war wirklich ein Glücksfall, dass wir dieses Haus bekommen haben.«

»Allerdings muss noch einiges gemacht werden.« Opa Herbert zeigte auf die Sprossenfenster. »Die Fenster sind nur einfach verglast, die müssen wir austauschen. Und im Frühling will ich das Dach neu decken, bevor es anfängt durchzuregnen.«

»Im Garten gibt es auch eine Menge zu tun.« Oma Agnes gab zuckerfreies Bio-Kakaopulver in die Milch und fügte noch einen Löffel Honig hinzu. Sie achtete sehr auf gesunde Ernährung und verzichtete weitgehend auf weißen Industriezucker. »Das Gemüsebeet ist völlig verwildert. Außerdem träume ich schon lange von einer Kräuterspirale, einem speziellen Beet für Küchenkräuter, das sich wie ein Schneckenhaus in die Höhe windet.«

»Cool!« Franzi war sofort Feuer und Flamme. »Wir könnten Ihnen helfen, die Spirale zu bauen. Das macht bestimmt Spaß.«

»Danke für das nette Angebot.« Oma Agnes rührte den Kakao gleichmäßig mit einem Schneebesen um, während sie ihn langsam erwärmte, damit er nicht anbrannte. »Darauf komme ich gerne zurück.«

»Ich hab Hunger!«, krähte Finn dazwischen.

Opa Herbert ging zu einem himmelblau gestrichenen Küchenbuffet, das neben dem alten Ofen stand, zog eine Schublade auf und holte eine Packung Schokokekse heraus.

Oma Agnes runzelte die Stirn.

»Ein paar Kekse haben noch niemandem geschadet.« Opa Herbert zwinkerte seinem Enkel zu und stellte die Packung auf den Tisch. Im Gegensatz zu seiner Frau hatte er eine Schwäche für Süßigkeiten. Früher hatte es deswegen oft Streit zwischen den beiden gegeben. Inzwischen war Oma Agnes zum Glück viel lockerer geworden und akzeptierte, dass ihr Mann zwischendurch hin und wieder ein Stück Schokolade oder einen Keks naschte.

»Lecker!« Finn stopfte sich sofort einen kompletten Keks in den Mund.

Oma Agnes goss den Kakao in vier Becher und schnitt schnell noch eine Banane und einen Apfel auf. »Freut ihr euch schon auf Karneval?«

»Jaaa!«, rief Finn mit vollem Mund. »Ich gehe als Wildschwein.«

»Das passt zu deinen Tischmanieren.« Marie wischte sich einen Kekskrümel von der Wange.

Finn streckte ihr die Zunge raus.

»Wisst ihr schon, als was ihr geht?«, fragte Franzi.

Kim schüttelte den Kopf. »Dieses Jahr ist mir noch nichts Tolles eingefallen. Aber ich will auf jeden Fall zum großen Rosenmontagsumzug. Kommt ihr mit?« Sie nahm sich ebenfalls einen Keks.

»Klar!« Marie nickte.

»Ich bin auch dabei«, sagte Franzi. »Das lasse ich mir bestimmt nicht entgehen.«

Die Küchentür flog auf und Maries Stiefschwester Lina stürmte herein. In der ersten Zeit, nachdem Tessa und Lina zu Marie und ihrem Vater gezogen waren, hatten sich Marie und Lina oft gestritten. Inzwischen verstanden sich meistens ganz gut.

»Hallihallo!«, rief Lina und ließ sich neben Franzi auf die Bank fallen. Sie trug einen Trainingsanzug und ihre rotblonden Haare waren zu einem Zopf gebunden. »Was lässt du dir nicht entgehen?«

»Den Umzug am Rosenmontag.«

»Super!« Lina nahm sich ein Stück Apfel. »Dann könnt ihr mir zujubeln. Ich fahre nämlich mit meiner Klettergruppe auf dem Wagen vom Sportverein mit. Wir haben gerade beim Training darüber gesprochen. Wir gehen alle als Affen – weil wir so gut klettern können.«

»Witzig.« Franzi grinste.

»Kommt ihr nach dem Umzug auch ins Jugendzentrum?«, fragte Lina. »Da steigt am Rosenmontag eine große Faschingsparty.«

»Mal sehen.« Marie zuckte etwas unschlüssig mit den Schultern und nippte an ihrem Kakao. Er schmeckte überraschend gut, auch ohne Zucker.

»Wenn ihr Kostüme braucht, könnt ihr gerne einen Blick in unsere Verkleidungskiste werfen«, bot Oma Agnes an. »Die meisten Sachen stammen noch aus Tessas Kinder- und Jugendzeit. Beim Umzug war ich kurz davor, den alten Kram wegzuschmeißen, aber dann habe ich es nicht übers Herz gebracht.«

»Au ja!« Marie nickte begeistert. »Ich würde mir die Sachen total gerne ansehen.«

»Die Kiste steht im Keller, ich hol sie.« Opa Herbert ging hinaus.

In diesem Moment klingelte es in Maries Handtasche. Schnell zog sie ihr Handy hervor.

»Hallo?«

»Wo bleibst du denn, Marie? Ich warte schon seit...