Aufbau und Technik des digitalen BOS-Funks - Codierung und Entschlüsselung

von: Christof Linde

Franzis, 2009

ISBN: 9783772337475 , 185 Seiten

Format: PDF, Online Lesen

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 19,99 EUR

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Aufbau und Technik des digitalen BOS-Funks - Codierung und Entschlüsselung


 

15 Direct Mode Operation (DMO) (S. 83-84)

Der Direct Mode beschreibt die Fähigkeit eines TETRA-Funkgeräts, unabhängig von eventuell vorhandener Netzinfrastruktur die Kommunikation mit anderen Funkgeräten aufzunehmen. Zum einen wird durch dieses Leistungsmerkmal die Möglichkeit geschaffen, bei Ausfall der Netzinfrastruktur ein Mindestmaß an Kommunikationsmöglichkeiten aufrecht zu erhalten. Zum anderen ist es damit möglich, innerhalb einer bestehenden und funktionierenden TETRA-Infrastruktur unabhängige Gesprächsgruppen aufzubauen und so eine Überlastung des Netzes zu verhindern. Um das Leistungsmerkmal Direct Mode einsetzen zu können, müssen alle, die an einer DMO-Gruppe teilnehmen wollen, ihr Gerät in die Betriebsart Direct Mode manuell umschalten.

Da eine Frequenzvergabe über das Netz ohne vorhandene Infrastruktur nicht möglich ist (im TMO erhält das Funkgerät sowohl Frequenz als auch Zeitschlitz von der Basisstation zugeteilt), ist neben der Wahl der Betriebsart auch die Wahl des Kanals erforderlich. Alle Verkehrsteilnehmer, die beabsichtigen, eine DMO-Gruppe zu errichten, müssen also zwangsläufig ihr Gerät auf dieselbe (zuvor im Gerät einprogrammierte) Gruppe schalten. Eine DMOGruppe wird durch eine festgelegte DMO-Frequenz sowie eine Gruppenkennung gekennzeichnet. Somit ist es möglich, dass auf einer DMO-Frequenz mehrere DMO-Gruppen aktiv sind, ohne sich gegenseitig zu hören.

Die Gruppen „verdrängen“ sich aber gegenseitig. Nur einer kann zur Zeit senden. Dieser Fall sollte möglichst durch eine gute Kanalplanung (Fleetmapping) unterbunden werden. Die Bereitstellung des Zeitschlitzes (die Synchronisierung der einzelnen Funkgeräte) erfolgt durch den DMO-Master. Dieser DMO-Master ist nicht etwa ein speziell geschaltetes, sondern das erste Funkgerät, das in dieser Gruppe die Sprechtaste betätigt. Nach Bestätigung der Sprechtaste prüft das Funkgerät zunächst, ob auf der gewählten Frequenz kein weiteres Gerät sendet. Wurde festgestellt, dass der Kanal nicht belegt ist, stellt der DMO-Master das erforderliche Zeitschlitz-Muster zur Verfügung.

Die übrigen Geräte, soweit sie das Signal empfangen können, schalten daraufhin auf Empfang, sodass die vom Master übertragenen Signale aus dem Lautsprecher wiedergegeben werden können. Wie aus dieser Beschreibung hervorgeht, können im Direct Mode daher ausschließlich Gespräche im Halb-Duplex geführt werden. ImVorfeld müssen die für den DMO-Betrieb vorgesehenen Funkkanäle verbindlich netzweit festgelegt werden. Diese Frequenzen stehen daraufhin im Netz für den TMO-Betrieb nicht mehr zur Verfügung. Im Rahmen der Frequenzplanung muss daher geprüft werden, wie viele Frequenzen für den Aufbau einer zufriedenstellenden Versorgung im TMO benötigt werden. Insbesondere im Bereich der innereuropäischen Staatsgrenzen müssen die DMOKanäle grenzübergreifend harmonisiert werden.

Grundsätzlich benötigt der DMO-Master zur Übertragung seiner Nachricht lediglich einen Zeitschlitz. Für einen sicheren Betrieb werden im DMO-Kanal insgesamt zwei Zeitschlitze benötigt. Der zweite Zeitschlitz dient anderen Gesprächsteilnehmern dazu, dem Mastergerät anzuzeigen, dass ein Sprechwunsch höherer Priorität vorliegt. In der Regel ist dieser Ruf höherer Priorität ein Notruf. Ohne die Zurverfügungstellung eines zweiten Übertragungskanals wäre es keinem Gerät möglich zu senden, solange der Master seine Sprechtaste gedrückt hat.

Wie die Darstellung 15.1 verdeutlicht, besteht prinzipiell die Möglichkeit auf einem DMO-Kanal, der wie ein TMO-Kanal vier Zeitschlitze umfasst, parallel zwei unabhängig voneinander bestehende DMO-Gruppen zu installieren. Dieses Leistungsmerkmal wird in der ETSI-Spezifikation als Frequency Efficient Mode beschrieben. Da die Synchronisation der beiden unabhängigen Gruppen gegeneinander in der Praxis mit erheblichen Problemen verbunden ist, wird dieses Leistungsmerkmal derzeit nur von wenigen Funkgeräten unterstützt.