Lassiter 2232 - Im Staub der Hufe

von: Jack Slade

Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, 2015

ISBN: 9783732510849 , 64 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 1,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Lassiter 2232 - Im Staub der Hufe


 

Das Viertelmeilenrennen von Fort Worth war in sämtlichen Wochenschriften erwähnt worden, die Charles Haley in der Kürze der Zeit hatte beschaffen können. Die Meldungen überschlugen sich in Lobpreisungen für den jeweiligen Favoriten, der in den meisten Fällen Haleys Pferd Rondo war. Der Chestnut-Hengst mit einem Stockmaß von knapp fünf Fuß und einem Gewicht von gut tausend Pfund war vor fünf Jahren auf der Johnson County Ranch geboren worden und hatte schon als Zweijähriger für Aufsehen gesorgt. Er galt als schnellstes Pferd von Nord-Texas, was Rondo – davon war Haley überzeugt – in erster Linie seinem Vater Whalebone zu verdanken hatte, der ein Sohn von Old Billy und ein Enkel des legendären Shiloh war. Die Abstammung hatte schon für einige Überraschungen gesorgt, obgleich Rondo seine Geschwister inzwischen längst in den Schatten stellte. Er war der unangefochtene Matador aller Viertelmeilenrennen, die Wachheit, Ehrgeiz und Ausdauer gleichermaßen von einem Pferd forderten.

»Einverstanden«, sagte Charles Haley und ergriff die Hand seines Sitznachbarn Jim Brown. Die beiden Männer in den eleganten Gehröcken hatten auf der obersten Sitzreihe der Tribüne Platz genommen. »Rondo gehört dir, sollte er das Rennen verlieren. Ein schlechteres Geschäft könntest du an diesem Tag nicht machen. Der Kleine ist seit fünfzig Rennen ungeschlagen.«

Mit einem gleichgültigen Schulterzucken sah Brown auf die staubumwölkte Rennstrecke hinunter. Er ließ den Blick über den Rundkurs schweifen und verharrte bei den Hengsten, die gerade für das Rennen gesattelt wurden. »Fort Worth war schon immer für eine Überraschung gut. Man nennt die Stadt nicht ohne Grund die ›Königin der Prärie‹. An solchen Orten werden Legenden geboren.«

»Rondo kommt von der wohlbekannten Johnson County Ranch«, meinte Haley und stützte sich auf die Tribünenbrüstung. Dem schmächtigen Mann aus Sweetwater kamen unvermittelt seine beiden Brüder in den Sinn, die ihm vor etwas mehr als zwanzig Jahren sämtliche Pferde seines Vaters für die Summe von $365 überlassen hatten. Vor dem Krieg war das Züchterimperium gut und gern zwanzigtausend Dollar wert gewesen. Seine Brüder hatten Haley prophezeit, dass ihm die »verdammten Gäule« keinen müden Cent einbringen würden, doch schon ein paar Jahre darauf hatte Haley sie eines Besseren belehrt. Mit Rondo hatte er den schnellsten Zuchthengst im Stall, der je durch die texanische Prärie galoppiert war. Dieses Pferd konnte nicht gegen eine Auswahl von Provinzgäulen verlieren. »Er wird das Rennen machen, so sicher, wie das Jüngste Gericht kommt.«

»Du willst bloß an meine fünfhundert Dollar, die bei den Buchmachern liegen«, erwiderte Brown und lachte. Er drückte sich den Hut fester auf den Kopf. »Bei euch Haleys ist’s nie üppig gewesen mit den Scheinchen.«

Der Züchter warf seinem Gegenüber einen amüsierten Blick zu, der Haley zugleich beleidigte und verdross. Weder sein Vater Thomas Haley noch seine Brüder hatten sich ihr Schicksal ausgesucht. Der alte Haley hatte für die Johnson County Slashers in Arkansas auf der Seite der Konföderierten gekämpft und nach dem Tod seines Captains dessen Kommando übernommen. Kaum zwei Jahre darauf wurde er am Yellow Bayou in Louisiana selbst verwundet. Haley kehrte nach Texas zurück und schlug sich als Pferdezüchter durch. Vom einstigen Reichtum waren fünftausend Dollar geblieben, zu denen tausendfünfhundert Dollar Schulden kamen. Die Brüder hatten mit Engelszungen auf ihren Vater einreden müssen, dass dieser sich nicht das Leben nahm.

»Gleich geht’s los«, brummte Brown und beugte sich in gespannter Erwartung nach vorn. Die Pferde hatten Aufstellung genommen. »Mit Rondo wird’s dort unten heiß hergehen.«

»Rondo wird die anderen in die Tasche stecken«, meinte Haley und lehnte sich ebenfalls nach vorn. Er heftete den Blick auf den schlanken Chestnut-Hengst, der in der vierten Reihe stand und ungeduldig mit den Hufen scharrte. Mit Joey Windmore saß einer von Haleys erfahrensten Jockeys im Sattel. »Ich habe nicht das Geringste zu befürchten, Jim.«

Auf Browns schmalen Lippen erschien ein eigentümliches Lächeln. Er musterte Haley von der Seite und stieß ihn scherzhaft mit der Faust an. »Sei dir deiner Sache nicht so sicher. Du bist nicht der einzige Texaner, der ’ne gute Zucht auf den Weg gebracht hat.«

»Auf meinen Koppeln stehen die besten Stuten«, beharrte Haley trotzig. »Südlich des Trinity River wirst du kein Pferd finden, das es mit Rondo aufnehmen kann.«

Sie vernahmen den Startschuss von der Rennstrecke, auf den das dumpfe Donnergrollen der Hufe folgte. Die Pferde galoppierten Nüster an Nüster in die erste Kurve und verschwanden für Sekunden in einer Staubwolke. Als sich der Dunst lichtete, stürmte Rondo mit Joey Windmore im Sattel an die Spitze.

Die Wettgäste rings um Brown und Haley jubelten auf und sprangen auf die Bänke. Sie hielten Bündel an Wettscheinen in den Händen, auf denen Haley den Namen seines Pferdes ausmachte. Kaum war das Feld in der zweiten Kurve, erhob sich der Züchter aus Sweetwater ebenfalls. Brown blieb sitzen und verfolgte das Geschehen mit versteinerter Miene.

»Rondo, lauf!«, entfuhr es Haley unterdessen, dem plötzlich schmerzhaft bewusst wurde, was auf dem Spiel stand. Ohne Rondo im Stall würden die Brüder die Ranch am Nolan River aufgeben müssen. Sie würden sich ein anderes Auskommen suchen und ihren Frauen sagen müssen, dass es mit den Opuntien im Garten und den Heckenrosen an der Hausmauer vorüber war. »Lauf, Rondo, lauf!«

Unterdessen war auch Brown aufgestanden und biss nervös auf der Ecke seiner Zigarre herum. Er starrte auf den Favoriten sämtlicher Wettbüros hinunter, der unangefochten das Feld anführte. Auf zweiter Position lag – obgleich weit abgeschlagen – ein zweijähriger Rappe namens Humbee.

»Zück’ schon einmal die Geldbörse, Jim!«, frohlockte Haley und feuerte Rondo lauthals an. »Den Sieg nimmt mir keiner mehr!«

In derselben Sekunde jedoch flaute der Jubel ab und wich zornigen Buhrufen. Die versammelten Männer auf der Tribüne und die wenigen Frauen, die sie begleiteten, ergingen sich in Flüchen und wüsten Drohungen. Ehe Haley begriff, was geschehen war, läutete man auf der Zielgeraden das Ende des Rennens ein.

»Verloren!«, schrie Brown unvermittelt. Er deutete auf eine Tafel, die man auf der Rennstrecke umhertrug. Sie verkündete Humbee als Sieger. »Rondo ist Zweiter geworden, Charles! Was sagst du nun, zum Teufel?«

Haley starrte ungläubig auf die Staubwolke, in der sich undeutlich die Konturen der Pferde abzeichneten. Sein Jockey Joey Windmore war abgestiegen und strich Rondo über den Hals.

»Aber … was?«

Zum ersten Mal an diesem Tag fehlten Charles Haley die Worte.

***

Fort Worth, Texas, ein Jahr darauf

Die Blondine mit den tiefblauen Augen hatte Lassiter nicht zu viel versprochen, als sie ihm ein erholsames Bad in Aussicht gestellt hatte, das er sein Lebtag nicht wieder vergessen würde. Das Besondere ihrer Offerte hatte darin bestanden, dass Judy sie dem Mann der Brigade Sieben bereits halbnackt gemacht hatte. Er hatte das Zimmer im Mansion Hotel gerade noch abschließen können, ehe ihm die Verkäuferin aus dem Casey & Swasey Liquor Store die Arme um den Hals geschlungen und die Schnürung ihres Korsetts gelöst hatte.

»Sind Sie zufrieden, Mr. Lassiter?«, fragte Judy nun mit einem ironischen Unterton. Sie hatte den Rock ausgebreitet und sich über ihm niedergelassen. »Ich möchte Ihnen Fort Worth ausschließlich von seiner besten Seite zeigen.«

Die Blondine tauchte eine Hand in das dampfende Seifenwasser und wusch sich vor Lassiters Augen die dunkel behaarte Scham. Der Schaum troff aus den gekräuselten Haaren, was Lassiter umgehend das Blut in die Lenden trieb. Der große Mann aus Washington lehnte sich mit verschränkten Armen im Badewasser zurück und starrte seiner Gespielin zwischen die gespreizten Beine.

»Holst du dir alle Männer auf diese Art ins Bett?«, fragte er und grinste. »Oder nur die, denen du Fort Worth zeigen willst?«

Judy wusch sich die Hände und strich Lassiter einen Rest Schaum auf die rechte Wange. Sie lächelte vielsagend und rieb sich erregt an ihm. »Ausschließlich Männer, die so fürchterlich gut aussehen.« Sie fasste Lassiter im Nacken und küsste ihn. »Willst du mich, Süßer?«

Statt zu antworten, griff Lassiter nach ihren Hüften und zog die junge Frau zu sich herunter. Er strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht und drang langsam in sie ein.

Mit jedem Zoll, den Lassiter vorankam, steigerte sich die Verzückung auf Judys Zügen. Die Zigarrenverkäuferin wand sich unter seinen Händen, als wäre sie ein Fisch, der sich in einem Netz verfangen hatte. Sie stöhnte leise und krallte Lassiter die Nägel in den Rücken.

»Stoß fester zu«, seufzte Judy mit geschlossenen Lidern. »Nimm mich durch, wie du …« Sie schlug die Augen auf und kniff ihn die Wange. »Du Schuft! Wie du es vermutlich jede Woche mit einer anderen tust!« Sie deutete auf seinen Unterleib. »Solche Geheimnisse lernt man nicht aus Büchern!«

Ein neuerlicher Stoß beendete Judys Klage. Sie warf sich mit ihrem vollen Busen auf Lassiter und ritt den großen Mann unter ihr so heftig, dass das Wasser aus dem Badezuber spritzte.

»So … so ist es gut!«, stöhnte Judy nach kurzer Zeit. Sie war wie von Sinnen. »Tiefer, Lassiter, tiefer!«

Der Mann von der Brigade Sieben tat ihr den Gefallen und zog mit beiden Händen Judys Hinterbacken...