Erfolgreich studieren neben dem Beruf - inkl. Arbeitshilfen online

von: Claus Peter Müller-Thurau

Haufe Verlag, 2018

ISBN: 9783648110584 , 163 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 28,99 EUR

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Erfolgreich studieren neben dem Beruf - inkl. Arbeitshilfen online


 

3 Karriereplanung mit System


Pläne schmieden ist eine schöne Sache und wer gar keine Pläne mehr für die Zukunft hat, hat diese meist bereits hinter sich. Es klingt aber auch bedenklich, was der Bettlerkönig Jonathan Jeremiah Peachum in der »Dreigroschenoper« von Bert Brecht skeptisch vorbringt:

»Ja, mach nur einen Plan

Sei nur ein großes Licht!

Und mach dann noch ’nen zweiten Plan

Gehen tun sie beide nicht.«

Mit dem Planen und den Plänen ist es wie mit einer Straße, die man auf der Landkarte sieht und die einen allem Anschein nach bald zum gewünschten Ziel führen kann. Was man trotz Navi nicht vorhersieht, sind Schlaglöcher, Unfälle oder ungemütliche Witterungsverhältnisse. Da wird die schöne Planung dann zur Makulatur. Außerdem ist es nicht ausgeschlossen – manchmal sogar sinnvoll –, unterwegs das Reiseziel und damit die Pläne zu ändern. Es ist keine Schande, die Entscheidung für ein Studium der Informatik zu revidieren, wenn sich die Inhalte als nicht vereinbar mit der Eignung oder den persönlichen Interessen herausstellen.

Trotz aller Vorbehalte und Vorläufigkeit muss man im Leben planen, wenn man sich nicht treiben lassen oder gar zum Getriebenen werden möchte. Und ein großes Planungsfeld sind nun einmal Beruf und Karriere. Hier stehen die wichtigsten Schritte eines komplexen Planungs- und Entscheidungsprozesses an, um persönliche und berufliche Anforderungen zu bewältigen.

3.1 Ziele: Was will ich mit einem Studium erreichen?


Erfolg setzt Ziele voraus. Ziele sind Leuchtfeuer für unser Handeln. Die Formulierung und Umformulierung von Zielen ist deshalb eine zentrale Tätigkeit im Leben. Wer sie vernachlässigt, betreibt meist Aktionismus. Man ist viel unterwegs, aber es kommt trotz aller Anstrengungen wenig dabei heraus. »Hat sich bemüht …« steht dann im Arbeitszeugnis.

Ziele sind die wichtigste Energiequelle des Menschen und zugleich ein guter Immunschutz. Ein Mensch, der auf dem Weg in sein verhasstes Büro in eine Pfütze tritt und eine Grippe bekommt, kann als Angler oder Jäger stundenlang bei Wind und Wetter ausharren, ohne sich einen Schnupfen zu holen. Die Wirkungsmöglichkeit von Viren und Bakterien hängt – so die Befunde der Psychosomatiker – auch von der seelischen Verfassung eines Menschen ab.

!   Gut zu wissen: Die Fragen nach dem Warum und dem Wozu

Wir sind es gewohnt, in Kausalketten zu denken. Die typische Schlüsselfrage lautet deshalb meist: Warum? Es wird nach den Ursachen eines Ereignisses oder Zustands gefragt:

Warum bin ich in meinem Beruf unzufrieden?

Warum komme ich beruflich nicht voran?

Warum ziehen andere an mir vorbei?

Warum erhalte ich nicht das Gehalt, das ich verdiene?

Warum langweile ich mich während der Arbeit?

Warum habe ich Angst, meinen Job zu verlieren?

Bei der notwendigen Ursachenanalyse sind Menschen mehr oder weniger stark, bei der Abhilfe meist schwach. Und hier kommt die Frage nach dem Wozu ins Spiel.

Diesbezüglich kann man von Kindern und Müttern lernen. Ein Kind kommt weinend auf die Mutter zu. Diese fragt: »Warum weinst du?« Das Kind antwortet: »Weil mein Eis in den Dreck gefallen ist!« Dann fragt die Mutter: »Wozu weinst du?« und die Antwort lautet: »Damit ich ein neues bekomme!«

Alles klar: Die Frage »Warum?« schaut nach hinten, die Frage »Wozu?« nach vorne. Warum ist meine private oder berufliche Lage so, wie sie ist? Da blickt man auf das zurück, was war. Man analysiert rückblickend die Ursachen, die zum derzeitigen Zustand geführt haben. Wozu sollte ich mir ein Studium angesichts des ohnehin stressigen Jobs und der Familie samt Kindern überhaupt antun? Da schaut man auf das, was sein könnte. Die Frage nach dem Grund – nicht nach der Ursache – bezieht sich auf etwas, das in unserem Kopf entsteht und uns bewusst eine Handlung ausführen (oder auch nicht ausführen) lässt.

Derartige Unterscheidungen mögen akademisch klingen, aber wer studieren möchte, darf sich davon nicht abschrecken lassen. Man muss sich der »Mühe der Begriffe« unterziehen, denn falsche oder unklare Benennungen behindern richtiges Denken. Wer am Ende des Studiums in der Bachelorarbeit mit der Klärung der relevanten Begrifflichkeiten nicht klarkommt, riskiert den akademischen Abschluss.

Die folgende SMART-Formel bringt anschaulich auf den Punkt, was bei der Formulierung von Zielen zu beachten ist. Und das gilt sowohl für die persönliche Lebensplanung als auch für betriebliche Aufgaben und natürlich für ein Studium. Die fünf Zielkriterien der SMART-Formel sind:

1. Spezifisch: Ziele präzise und so einfach wie möglich formulieren.

2. Messbar: Kriterien festlegen, an denen die Zielerreichung festgestellt werden kann.

3. Akzeptiert: Die formulierten Ziele müssen (einigermaßen) attraktiv sein.

4. Realistisch: Nur realistische Ziele werden akzeptiert und können motivieren.

5. Terminiert: Zu jedem Ziel gehört eine Terminvorgabe.

Abbildung 3.1: Die SMART-Formel

Nun zum nächsten Schritt eines komplexen Planungs- und Entscheidungsprozesses, wenn es darum geht, sich für ein berufsbegleitendes Studium zu entscheiden und es erfolgreich abzuschließen.

3.2 Modellbildung: Was ist Sache?


Ziele müssen sich mit der Wirklichkeit vertragen, die ja leider nicht immer so ist, wie sie sein sollte. Bevor man also eine Entscheidung trifft – egal, ob es um die Gründung eines Start-ups geht oder darum, ein berufsbegleitendes Studium zu beginnen–, muss man sich ein Bild von der Realität machen. Ist mein Traumstudienfach überhaupt gefragt? Wer beispielsweise eine Dokumentation über Ausgrabungen im »Tal der Könige« in Ägypten gesehen hat und nun unbedingt Archäologe werden möchte, muss damit rechnen, niemals in diesem Beruf tätig werden zu können.

Studiere doch, was dir Spaß macht! Dieser Rat wird nicht dadurch richtig, dass er permanent wiederholt wird. Und wer weiß vorab überhaupt, ob das Studium Spaß machen könnte. Der Autor dieses Titels hat Psychologie studiert und war dann im ersten Semester schwer überrascht, als er mit Mathematik, Skalierungsmethoden und Wahrscheinlichkeitsrechnung konfrontiert wurde. Nichts mit den erhofften Einblicken in seelische Abgründe oder psychotherapeutische Erlösungstechniken! Viele Kommilitoninnen und Kommilitonen haben damals beizeiten schlappgemacht.

Es ist immer die Wirklichkeit, die sich in der Wirklichkeit durchsetzt: Wer das Falsche studiert, scheitert vor der Zeit oder schiebt später Frust, weil er keinen adäquaten Job findet bzw. – bei Berufstätigen – der Studienabschluss bis auf eine neue Visitenkarte keinen Mehrwert bietet. Um nicht zu landen, wo man gar nicht hinwollte, sind die folgenden Leitfragen sinnvoll.

Warum und wozu studieren?

Ja, warum eigentlich? »Ich weiß nicht, ob es besser wird, wenn es anders wird. Aber es muss anders werden, wenn es besser werden soll.« Diese Diagnose des Philosophen und Naturwissenschaftlers Georg Christoph Lichtenberg markiert einen Zeitpunkt, der reif für wichtige Entscheidungen ist. So kann es nicht bleiben! Oder: Das kann doch nicht alles gewesen sein!

Und wozu? Die meisten denken bei dieser Frage zuerst an Profit und Prestige. Aber der tiefere Sinn eines Studiums ist nicht an der Oberfläche zu erkennen, sondern an Bewusstseinsveränderungen bzw. -erweiterungen – und zwar ohne LSD oder andere psychedelische Drogen. Es gibt Studierende, die sich geradezu lustvoll an Begriffen und Theorien abarbeiten und dafür immaterielle Belohnungen kassieren. Ein Studium kann eine Grenzüberschreitung, ein Akt der Befreiung, ein Ausbruch aus Denkgeleisen bedeuten.

Welche Studiengänge gibt es eigentlich?

An deutschen Hochschulen werden ungefähr 18.000 Studiengänge angeboten. Damit ist offensichtlich, dass diese Frage gesondert behandelt werden muss. Aber keine Angst: Die 18.000 Studienfächer werden in diesem Buch nicht vorgestellt, sondern nach bestimmten Kriterien gebündelt.

Welche Studiengänge sind zukunftssicher?

»Prognosen sind schwierig« gab Mark Twain, der legendäre Autor von »Tom Sawyer« einst zu bedenken, »vor allem, wenn sie sich auf die Zukunft beziehen.« Dennoch wagte Rolf Breuer, Ex-Vorstand der Deutschen Bank, in einem Interview mit der »dpa« kürzlich eine erstaunliche Vorhersage: »Wenn einer meiner Enkel mich fragt, ob er in die Bank gehen soll, würde ich ihm abraten. Die goldenen Zeiten sind vorbei.«

Die Nachfrage nach Ausbildungsabschlüssen folgt dem Schweinezyklus. »Studiert bloß nicht Informatik«, so hieß es einst warnend – und auf einmal gab es zu wenig Informatiker. Und Mathias Döpfner, der überaus erfolgreiche Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlags, studierte Musikwissenschaften und Germanistik. Solche Fächer werden bekanntlich als »brotlose« Künste bezeichnet.

Fachhochschule oder Universität?

Es gibt Unternehmen, für die beginnt der Akademiker erst mit einem Universitätsabschluss. Sie stellen deshalb für bestimmte Positionen gar keine Fachhochschulabsolventen ein. Andere Firmen präferieren Fachhochschulen, weil sie sich von den Studieninhalten mehr Praxisnähe versprechen. Als Studierwilliger kann man sich die Entscheidung im Zweifelsfall leicht machen, indem man schaut, welcher Hochschultyp am besten zu erreichen ist. Für berufsbegleitend Studierende...