Demons Blood: Dir verfallen

von: Nala Layden

Written Dreams Verlag, 2018

ISBN: 9783946726746 , 323 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 3,99 EUR

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Demons Blood: Dir verfallen


 

Kapitel 1

 

»Bist du sicher, dass du das anziehen willst?«

Julia betrachtete mich glucksend, als ich mit dem weißen Etuikleid und den gefälschten Louboutins vor ihr auf und ab stöckelte. Frustriert kniff ich die Augenbrauen zusammen und stemmte die Hände in die Hüften.

»Ich will schick sein.«

»Du gehst in eine Strafrechtskanzlei, in der vier ledige Anwälte arbeiten, die sich mit Praktikanten und Aushilfskräften über Wasser halten. Du wirst für sie nur Frischfleisch sein, wenn du so dort auftauchst.«

Ich schob die Unterlippe vor und strich etwas verlegen mein Kleid glatt. Typisch Julia. Sie musste über alles und jeden zuerst im Internet recherchieren, bis selbst die Sozialversicherungsnummer kein Geheimnis mehr war. Mich würde es nicht wundern, wenn sie auf ihrem geliebten Laptop kleine Ordner mit Informationen zu jeder Person in ihrem Leben sammelte. Natürlich auch zu meiner Kanzlei für die nächsten Wochen.

»Okay, was soll ich sonst anziehen?«

Julia quälte sich – noch im Bademantel – aus dem Bett und schlurfte zu meinem Kleiderschrank.

Meine beste Freundin studierte Wirtschaft und konnte sich in diesen Semesterferien einfach nur entspannen. Wie ich sie darum beneidete!

Eigentlich hatte ich mich am meisten auf die Praktika gefreut, als ich begonnen hatte, Jura zu studieren. Aber jetzt wollte ich am liebsten nur noch ausschlafen und die ganzen Ferien über faul in der Sonne liegen.

Unruhig trat ich auf der Stelle, während Julia immer noch in meinem Schrank versunken war.

Okay, vielleicht waren die High Heels doch keine so blendende Idee. Schon alleine fünf Minuten in den Dingern und ich verspürte das dringende Bedürfnis, mich hinzusetzen. Ganz schön luftig hier oben, 15 Zentimeter über meiner gewohnten Höhe.

Nacheinander schmiss Julia mir eine weiße Hose, Bluse und Blazer zu. Einfache Sandaletten folgten in hohem Bogen.

Seit wann besaß ich einen Blazer? Den musste meine Mutter mir heimlich in den Schrank gesteckt haben, als sie mich letztes Wochenende besucht hatte. Seit ich vor anderthalb Jahren in die Stadt gezogen war, hatte sich die monatliche Shoppingtour mit Mom zu einem Ritual entwickelt. Ich nahm den Blazer lächelnd vom Bett und schnupperte daran.

Wie erwartete roch er nach dem Lieblingsparfum meiner Mutter. Auch das war eine Eigenart von ihr, mit der ich eine gewisse Hassliebe hegte: Alles Mögliche mit Eternity von Calvin Klein einzusprühen.

Ich pfefferte die hohen Schuhe in die nächste Ecke und schmiss mich in die Klamotten, die auf meinem Bett lagen.

Wow, deutlich bequemer.

Ich drehte mich vor dem Spiegel hin und her, zog an dem Blazer und straffte die Schultern.

»Du siehst gut aus«, versicherte Julia mir und schlang die Arme von hinten um mich.

Sie drückte mir einen freundschaftlichen Kuss auf die Schulter.

Nervös zupfte ich an meinem Pferdeschwanz herum. Wird schon schiefgehen.

»Danke. Ich muss dann los.«

Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es wirklich höchste Zeit war.

»Hab dich lieb!«, rief Julia mir noch nach, bevor ich die Wohnung verließ.

 

Die Kanzlei Becker & Partner lag nicht weit von meiner Wohnung entfernt, aber da ich ohnehin spät dran war und ungern mit Schweißflecken unter den Armen meinem Chef-auf-Zeit gegenübertreten wollte, stellte ich mich an den Straßenrand und winkte ein Taxi heran.

Vor dem Hochhaus, in dem sich die Kanzlei befand, blieb ich stehen und legte den Kopf in den Nacken, um an dem verglasten Gebäude hochzusehen.

Ich atmete tief durch, bevor ich das Gebäude betrat und in den offenen Aufzug hechtete, noch bevor sich die Türen schließen konnten.

Mit einem Ruck setzte sich dieser in Bewegung und ich biss mir nervös auf die Lippe.

So aufgeregt war ich schon lange nicht mehr gewesen, das letzte Mal wohl in der Schule.

Als die Aufzugtüren sich öffneten, wünschte ich mir noch ein bisschen Schonfrist, aber es gab kein Zurück mehr.

Hinter mir erklang ein genervtes Raunen, also trat ich schnell aus dem Aufzug in einen schmalen Flur. Vor mir lag noch eine Glastür, in der die Bezeichnung der Kanzlei eingraviert war.

Rechtsanwälte Becker, Rammosch, Boxer und Blenk.

Ich klingelte und als sofort darauf ein Surren ertönte, öffnete ich die Tür, mit einem erwartungsvollen Prickeln im Nacken.

Vor mir lag ein Wartebereich, in dem ein junger Mann saß und in einer Zeitung blätterte. Ich schenkte ihm ein reserviertes Lächeln und ging weiter in das Büro, wo ich auf eine Empfangsdame traf.

Die hübsche Brünette blätterte gelangweilt in einer Akte und sah auf, als ich eintrat. Was hatte Julia gesagt? Nur Praktikanten und Aushilfskräfte?

Diese hier sah jedenfalls nicht aus, als wäre sie gerne hier.

»Hallo, hi«, begrüßte ich und lächelte. »Lavina Bressler, ich bin die neue Praktikantin.«

Endlich sah sie auf und zog eine Braue in die Höhe.

»Aha«, machte sie, griff betont langsam zum Hörer und wählte eine Nummer.

»Die Neue ist da«, sprach sie gelangweilt ins Telefon und kümmerte sich dann wieder um ihre Akte, die vor ihr lag.

Ich kam nicht dazu, mich mit ihr zu unterhalten, denn im selben Moment öffnete sich die Tür hinter mir und ich drehte mich ungeschickt herum.

Rechtsanwalt Gabriel Becker höchstpersönlich stand vor mir, ich erkannte ihn wegen des Fotos, das Julia mir ausgedruckt und stolz präsentiert hatte.

Und ja, er sah genauso gut aus, wie auf dem Bild!

Gabriel Becker strahlte eine Autorität aus, die es mir schwer machte, ihm direkt in die Augen zu blicken. Stattdessen fixierte ich einen Punkt an seiner Schläfe. Dennoch konnte ich erkennen, dass seine Augen eine Kühl- und Distanziertheit ausstrahlten, die ich selten so gesehen hatte.

Ich wusste, dass er schon auf die vierzig zuging und obwohl man ihm das Alter ansah, wirkte er auf mich durchaus attraktiv. Das dunkle Haar war an den Schläfen schon graumeliert, der maßgeschneiderte Anzug betonte seine sportliche Figur auf angenehme, aber dezente Weise. Männer waren Wein nicht ganz unähnlich: Je älter sie wurden, desto besser schmeckten sie – oder in diesem Fall … desto besser sahen sie aus.

Ohne zu lächeln streckte er mir die Hand entgegen, welche ich sofort ergriff.

»Lavina Bressler, freut mich, Sie persönlich kennenzulernen, Herr Becker.«

Er nickte knapp, sah kurz, aber auffällig an mir herunter und ich fragte mich unwillkürlich, ob ich nicht doch etwas zu underdressed war.

Aber das war nur eine Vermutung, denn seine Miene war so undurchsichtig wie eine Wand.

»Kommen Sie mit. Sie sind die nächsten Wochen für Blenk eingeteilt. Haben Sie etwas dagegen?«

Seine Stimmlage duldete ohnehin keine Widerworte, dennoch schüttelte ich schnell den Kopf.

Derek Blenk – er war erst vor kurzem zur Kanzlei gestoßen und über seinen Eintritt fand man nur einen kurzen Bericht auf der Website.

Julia hatte abgewunken und »Der ist sicher unwichtig« geantwortet, als ich sie nach dem neusten Anwalt im Bunde fragte.

»Gut, folgen Sie mir.«

Es erleichterte mich irgendwie ungemein, nicht mit Herrn Becker zusammenarbeiten zu müssen. Durfte man bei ihm überhaupt lachen?

Gabriel Becker machte auf dem Absatz kehrt und lief mit schnellen, festen Schritten durch den Wartebereich zu einem Zimmer. Er klopfte energisch und öffnete dann die Tür, ohne auf ein Herein zu warten.

Mit einer Handbewegung deutete er auch mir, einzutreten - sein Gesichtsausdruck blieb weiterhin emotionslos.

Derek Blenk sah von seinem Schreibtisch auf, die Brauen aufgrund der Störung genervt zusammengezogen.

Noch ehe ich etwas sagen konnte, stellte Herr Becker mich vor.

Wofür ich ihm überaus dankbar war, denn es wären sicher keine intelligenten Laute aus meinem Mund gekommen.

Denn Derek Blenk war kein Mann, den man als schön bezeichnen konnte. Die schwarzen Haare fielen locker in seine Stirn und trotz des 3-Tage-Barts schaffte er es, in seinem schwarzen Anzug seriös auszusehen.

Nein, er war nicht schön, er war schlichtweg verdammt scharf.

Blenk erhob sich, pirschte sich an mich heran wie ein Löwe an seine Beute. Ein erfreutes Lächeln umspielte seine Lippen. Er streckte mir freundlich die Hand entgegen.

»Hallo, Lavina«, sagte er mit samtiger Stimme und ich ergriff seine Hand.

»Freut mich, Herr Blenk.«

»Oh, gut, ihr versteht euch«, meinte Herr Becker hinter mir. Er klang fast schon sarkastisch dabei. »Ich gehe dann. Zeig ihr alles, Derek.«

Derek nickte, ohne den Blick von mir zu nehmen und ohne sein Lächeln abzuschwächen. Herr Becker schloss hinter sich die Tür.

Oh verdammt. Ich wusste, was dieses Lächeln bedeutete. Denn ich wusste, was Männer meist von mir dachten. Mit den langen Haaren, den dunkeln Wimpern und hohen Wangenknochen war es oft das gleiche Spiel.

Das naive Mädchen. Leicht zu haben.

Derek Blenk sah mich mit genau diesem Blick an, was mich dazu veranlasste, herausfordernd das Kinn nach vorne zu recken.

Auch er ließ den Blick von oben nach unten wandern, aber nicht prüfend wie Herr Becker, sondern beinahe schon lasziv.

Was für ein Arsch! Wie gerne würde ich ihm …

Ich riss mich zusammen, schluckte den Ärger hinunter und schwächte mein strahlendes Lächeln etwas ab. Er sollte gefälligst merken, dass ich kein Interesse an ihm hatte.

Ich war immerhin hier, um etwas zu lernen. Nicht, um mit Anwälten zu flirten.

»So, Lavina, setzten Sie sich doch«,...