(K)ein Millionär für immer

von: Paris Sanders

Obo e-Books, 2018

ISBN: 9783947634125 , 250 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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(K)ein Millionär für immer


 

7


Kevin


Verdammt, war ich erledigt!

Nach dem Fiasko mit Saischa hatte ich mir meinen wohlverdienten Feierabend gegönnt. Komplett mit jeder Menge Alkohol und einem Zwillingspärchen. Bei dem Gedanken an die beiden Frauen musste ich grinsen. Zwillinge! Seit Jahren träumte ich davon, mit eineiigen Zwillingen im Bett zu landen. Gestern hatte es endlich geklappt. Ganz so schlimm, wie ich gedacht hatte, war der Tag also doch nicht gewesen.

Dafür war ich jetzt k. o. In der Nacht hatte ich keinen Schlaf bekommen, dazu war ich zu beschäftigt gewesen. Ausgelaugt stolperte ich auf die Rezeption des O5 zu, einer der vielen Luxusherbergen im Big Apple. Eröffnet vor zwei Jahren, konnte das Hotel schon sämtlichen anderen in New York den Rang ablaufen. Jeder Promi, der etwas auf sich hielt, stieg hier ab. Das Haus bestach durch ultramoderne Architektur, um sich von den etablierten Häusern abzuheben. In der Mitte der Lobby erhob sich eine Glassäule, die sich bis in die oberen Stockwerke zog. Inmitten dieser Säule fand eine Lightshow statt. Ein faszinierender Anblick, der mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken jagte. Jedes Mal, wenn ich die Lobby betrat, blieb ich stehen, um mir das Spektakel anzuschauen. So auch jetzt. Es dauerte eine Weile, bis ich mich der Rezeption zuwandte. Der Typ, der diese Lightshows entwarf, war ein verdammtes Genie.

„Meinen Schlüssel, bitte“, sagte ich, ohne mich mit der Zimmernummer aufzuhalten. Man kannte mich hier, schließlich logierte ich schon seit vier Wochen in der Van-Doren-Suite.

„Guten Morgen, Herr Kovak.“ Die Dame an der Rezeption lächelte mich freundlich an. Zu freundlich. Außerdem gab sie mir nicht meinen Schlüssel, so wie ich es gewöhnt war. Nein. Ihre Mimik suggerierte ein Problem. Nach all den Jahren, die ich in Luxushotels gewohnt hatte, kannte ich mich aus. Es war das „Gleich überbringe ich schlechte Nachrichten und mache vorher noch gut Wetter“-Lächeln, das einige der Rauswürfe aus Hotels begleitet hatte, die ich schon hinter mir hatte. Diese allerdings lagen schon eine Weile zurück. Ich hatte seit Jahren keine Möbel mehr aus einem Fenster geworfen oder war sonst irgendwie negativ aufgefallen. Nein, für so einen Mist war ich mittlerweile zu erwachsen. Warum also drehte sie sich nicht um und nahm die ultramoderne Schlüsselkarte aus dem Fach?

Sie räusperte sich. Ein weiteres schlechtes Zeichen. „Ihre Buchung wurde leider storniert.“

„Was?“ Auch wenn ich im Unterbewusstsein so etwas schon geahnt hatte, musste ich mich verhört haben.

„Ihr Zimmer … es wurde gecancelt.“

„Gecancelt?“, wiederholte ich.

„Ja. Entschuldigen Sie. Das Zimmer wurde storniert. Wie ich schon sagte.“ Obwohl es ihr sichtlich unbehaglich war, diese Information zu übermitteln, hielt sie meinen Blick fest. „Es tut mir leid, aber mehr kann ich Ihnen nicht sagen.“

„Mehr können Sie mir nicht sagen? Sind Sie verrückt? Ich will den Manager sprechen.“

Als hätte ich ihn mit meinen Worten heraufbeschworen, erschien Ren Cheswick, der Manager des O5, an meiner Seite. Ich kannte Ren. Immerhin hatte der Mann es sich nicht nehmen lassen, mich an meinem ersten Tag zu meiner Suite zu begleiten und mir die vielen Annehmlichkeiten des Hauses aufzulisten. Jetzt griff er in einer freundlichen, aber bestimmten Geste nach meinem Arm.

„Am besten besprechen wir das in meinem Büro.“

Ich hatte zu nichts weniger Lust. Alles, was ich wollte, war, in mein Bett zu fallen. Genervt schüttelte ich seinen Arm ab. Der Typ konnte sich sein freundliches Gesülze sparen. Ich wollte wissen, was los war, die Sache in Ordnung bringen und in meine Suite gehen. Und zwar je früher, desto besser. „Da gibt es nichts zu besprechen. Ich bin müde und will auf mein Zimmer. Wenn es storniert wurde, machen Sie das gefälligst rückgängig.“

„Sehen Sie, genau das kann ich leider nicht tun.“ Cheswick sprach in einem beruhigenden, freundlichen Tonfall auf mich ein. Gleichzeitig manövrierte er mich von der Rezeption weg zu seinem Büro. Eines musste man dem Manager lassen, er wusste, wie man mit verärgerten Gästen umging.

„Geben Sie mir ein anderes Zimmer. Wo, ist mir egal. Ich will nur schlafen.“

„Setzen Sie sich doch.“ Cheswick zeigte auf einen der schwarzen, tiefen Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen. „Hätten Sie gerne einen Kaffee?“

„Nein. Danke. Ein Bett reicht mir“, fügte ich sarkastisch hinzu. Allmählich hatte ich die Nase voll von dem Getue.

„Das Problem ist, wir können Ihnen kein anderes Zimmer anbieten. Wir haben Instruktionen von ganz oben.“

„Von ganz oben?“

„Ja, die Firmenleitung hat uns angewiesen, Ihre Suite zu stornieren.“

„Warum?“

Cheswick breitete seine Arme aus. „Ich weiß es nicht. Tut mir leid. Aber ich kann mich den Anweisungen nicht widersetzen.“

„Wer hat das veranlasst?“

„Sagen wir, einer der Shareholder.“

„Mein Vater.“

„Das wäre möglich.“

„Scheiße!“ Ein mulmiges Gefühl machte sich in meinem Magen breit. Wenn mein Vater dahintersteckte, hatte ich keine Chance. Vor allem würde ich in keinem anderen Hotel in der City unterkommen, denn der Alte hatte überall seine Finger drin. Wenn er keine Anteile besaß, duzte er sich mit den Eigentümern oder er schüchterte sie ein.

„Ich bin froh, dass wir das klären konnten.“ Cheswick erhob sich. Sah ganz so aus, als könnte er es nicht erwarten, mich loszuwerden. „Ihre Koffer stehen an der Rezeption. Ich lasse den Valet Ihren Wagen vorfahren.“

„Prima.“ Ich stand auf, das mulmige Gefühl in meinem Magen verstärkte sich. In Gedanken ging ich meine Aktionen der letzten Tage durch. Was zur Hölle hatte ich getan, dass mein Vater mich aus dem Hotel werfen ließ? Mir fiel nichts ein. Außer vielleicht der Sache mit den Zwillingen, aber das hatte den Alten vorher noch nie gestört. Klar wäre es ihm lieber gewesen, wenn ich eine feste Freundin gehabt hätte, aber er war ja seit der Scheidung von meiner Mutter selbst kein leuchtendes Vorbild der Tugend gewesen.

Um diese Frage zu beantworten, gab es nur eines: Ich musste den alten Herrn anrufen. Keine Aktion, auf die ich mich besonders freute. So eine Nacht mit zwei Frauen war anstrengend. Trotzdem ließ ich mich in einem der Sessel nieder, die in der Lounge standen, zückte mein Handy und rief meinen Vater an. Oder versuchte es zumindest, denn mein Anruf auf der direkten Durchwahl wurde abgelehnt. Wenig später hatte ich Sarah Howers, die Sekretärin des großen Oberbosses in der Leitung.

„Hallo, Sarah. Können Sie mich zu meinem Vater durchstellen?“, rang ich mir ab.

„Tut mir leid, Kevin. Ihr Vater möchte nicht gestört werden.“

„Nur von mir nicht oder auch von keinem anderen?“

Für einen Augenblick herrschte betretenes Schweigen in der Leitung. Dann: „Ich habe strikte Order, Ihre Anrufe nicht durchzustellen.“

„Mist.“ Ohne ein weiteres Wort beendete ich das Gespräch. Der Alte war total durchgeknallt. Was zur Hölle dachte der sich?

Mit einem Satz sprang ich auf. Dem würde ich es zeigen. Wenn ich Gas gab, konnte ich in vier Stunden in Washington sein, oder in fünf, je nach Verkehr. Und dann würde ich meinem Vater mal gehörig die Meinung sagen.

„Warum hast du mich aus dem Hotel werfen lassen? Und meine Kreditkarten gesperrt?“, fragte ich, ohne mich mit einer Begrüßung aufzuhalten. Stattdessen knallte ich die Tür zum Büro meines Vaters hinter mir ins Schloss. Der laute Schlag, mit dem sie zufiel, erfüllte mich mit einem leichten Gefühl der Befriedigung. Das jedoch verflog sehr schnell, als Matthew Kovak, mein Vater, Self-made-Millionär und Inhaber mehrerer Immobilienfirmen, Hotels und Restaurants, mich ansah.

Ich kannte diesen Blick und er verhieß nichts Gutes. Trotzdem fläzte ich mich in den Sessel, der am Schreibtisch des Alten stand, und tat so, als hätte ich keine einzige Sorge in dieser Welt. In meinem Kopf aber wirbelten die Gedanken nur so durcheinander. Warum war Dad so verärgert? Was hatte ich denn angestellt? Ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern, irgendetwas getan zu haben, womit ich mir so einen Stress verdient hätte. Mein Leben war so langweilig wie nie zuvor, ich war auf dem besten Wege, mich zu einem erstklassigen Spießer zu entwickeln. Fehlte nur noch, dass ich jeden Tag in Anzug und Krawatte in irgendein langweiliges Büro dackelte.

„Was glaubst du?“ Mein Vater lehnte sich zurück und presste die Fingerspitzen aufeinander.

„Woher soll ich das wissen? Meinst du, ich bin ein verdammter Hellseher?“

Ohne etwas darauf zu erwidern, drehte Dad den großen Monitor seines Computers so, dass ich die Webseite von VIP Gossip sehen konnte. Diesem blöden Schmierblatt, das nichts Besseres zu tun hatte, als jeden Tag neue Lügen über mich zu verbreiten.

Die Überschrift prangte in großen Lettern über einer weiteren Lügengeschichte. „Kevin Kovak: König der Immobilien oder König der Betrüger?“

„Sehr witzig“, knurrte ich und drehte den Bildschirm wieder zurück, ohne den Rest des Geschmieres zu lesen. „Und so etwas glaubst du?“

„Wenn mich eine erboste...