Vampirherz - Schattenberührt

von: Karin Kaiser

BookRix, 2019

ISBN: 9783736886766 , 133 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 1,49 EUR

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Vampirherz - Schattenberührt


 

Prolog


 

 

Ängstlich wich Dana zurück, bis sie schmerzhaft mit dem Rücken an die kalte Wand des Parkhauses stieß. Ihr rötlich-blondes Haar klebte mit Angstschweiß bedeckt an ihrem Kopf, und in ihren weit aufgerissenen bernsteinfarbenen Augen stand die blanke Panik. Auf dem rattenähnlichen Gesicht ihres Verfolgers lag ein siegesgewisses Lächeln, das Dana eine eiskalte Gänsehaut über den Rücken jagte. Sein Gesicht war weiß wie ein Bettlaken, seine Augen leuchteten stählern und der blutrote Ring, der um seine Iris lag, tat ihr in den Augen weh und verstärkte noch sein furchterregendes Auftreten.

„Jetzt entkommst du mir nicht mehr“, sagte er mit einer unangenehm leisen, rauen Stimme, und über sein Gesicht glitt ein noch grausameres Grinsen.

„Komm mit mir.“ Auffordernd streckte er die Hand aus.

„Ich gehe nicht mit Fremden“, antwortete Dana mit einem trotzigen Blick auf den Fremden.

„Dann muss ich dich zwingen“

Er trat jetzt noch näher heran, so nahe, dass Dana vor Grauen schauderte. Sie fühlte seinen heißen, fauligen Atem auf ihrer Wange und fühlte wie der Mut sie mehr und mehr verließ. Sie war ihm wehrlos ausgeliefert. Auf einmal sah sie aus dem Augenwinkel etwas Silbernes auf sich zufliegen. Mit einem Aufschrei ließ sie sich fallen und kurz darauf hörte sie noch einen markerschütternden Schrei, bevor es dunkel um sie wurde.

Als Dana es wieder wagte, die Augen zu öffnen, blickte sie direkt in zwei lang gezogene Augen, die so blau leuchteten wie das Meer an seiner tiefsten Stelle. Diese Augen lagen in einem markanten, aber dennoch fein geschnittenen alabasterfarbenen Gesicht. Seine vollen, geschwungenen Lippen verzogen sich zu einem erleichterten Lächeln.

„Alles in Ordnung?“, fragte er mit einer dunklen, vertrauenerweckenden Stimme und strich Dana sanft über die Wange. Ein feiner Duft nach Blüten, Leder und Rauch umfing sie, ein Duft, den sie niemals vergessen sollte. Benommen richtete Dana sich auf.

„Wer – wer bist du?“, fragte sie heiser.

„Ich bin Francis.“

„Du – du hast mir das Leben gerettet.“

 

„Ist doch selbstverständlich. Komm, ich bringe dich nach Hause, Kleine.“

„Ich bin schon acht!“

„Verzeihung. Da kann man natürlich nicht mehr „Kleine“ sagen“ lachte er und hielt ihr seine Hand hin.

Als Dana stand, waren ihre Knie immer noch erschreckend weich und sie fing an zu zittern wie Espenlaub. Ihr Körper sank gegen Francis und sie fing an, haltlos zu weinen. Seine Hand strich immer wieder tröstend über Danas Haar, bis die Schluchzer weniger wurden.

„Lass uns gehen“, sagte er leise. Er legte den Arm um ihre Schultern und sie verließen das Parkhaus. Davor stand ein alter cremefarbener Mercedes, ein Taxi, auf dessen Leuchtschild nur noch das T und das X leuchteten. Francis öffnete die Beifahrertür und ließ Dana einsteigen. Dann setzte er sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. Mit einem sanften Dieselbrummen setzte das Auto sich in Bewegung.

Obwohl dieses schreckliche Erlebnis jetzt vorüber war, spürte Dana noch immer die Angst tief in ihren Knochen sitzen. Immer wieder sah sie dieses schreckliche Gesicht vor sich, spürte diesen heißen, fauligen Atem auf ihrer Haut. Angestrengt blickte sie durch das Autofenster und konzentrierte sich auf die Neonreklamen der Clubs, an denen sie vorbeifuhren, damit sie nicht wieder weinen musste.

"Alles in Ordnung?", holte Francis besorgte Stimme sie wieder zurück in die Wirklichkeit. Erschrocken zuckte Dana zusammen und blickte auf. Wie seltsam, dass seine Augen im Dunkeln leuchteten, so blau wie die Edelsteine, deren Namen ihr gerade nicht einfielen. Genauso wie die Augen des Mannes, der sie überfallen hatte, mit dem Unterschied, dass in Francis Augen nicht diese Kälte und Grausamkeit stand, Francis Blick war warm und schien alle ihre Ängste zu verschlucken. Und der schreckliche rote Ring um seine Augen fehlte.

"Dieser Mann war so seltsam“, antwortete sie nachdenklich. "Was war das für ein Mensch?"

Francis warf Dana einen schnellen Blick zu, bevor er abbog.

"Das war kein Mensch. Es war ein Strigoi."

"Was ist das?"

"Das ist ein Vampir, der andere Vampire und Wesen der Nacht aussaugt, um deren Kräfte zu erreichen."

Dana wurde blass. „Aber warum wollte er mich entführen? Ich bin doch kein Vampir.“

Francis seufzte. „Das ist eine lange Geschichte, und sie ist nicht für Kinderohren bestimmt. Es wäre zu schrecklich für Dich. Am besten vergisst du dieses Erlebnis so schnell wie möglich.“

Ein eindringlicher Blick traf Dana, und sofort versank sie wieder in einer leuchtenden Flut aus Blau. Sie betrachtete Francis nachdenklich.

„Deine Augen leuchten so wie die von diesem Mann. Bist du auch ein Sti-, Stri-…?“

Francis sandte ihr ein beruhigendes Lächeln zu.

„Nein, das bin ich nicht. Ich bin ein Vampir, aber ich gehöre nicht zu den Bösen."

Dana runzelte die Stirn. Hielt er sie zum Narren, weil sie ein Kind war? Sie betrachtete ihn von der Seite. Obwohl sie noch ein Kind war, konnte sie sich seiner Schönheit nicht entziehen. Sein Profil war gerade und fein, und aus seinem dunklen, zusammen gefassten Haar hatte sich eine Strähne gelöst, die ihm jungenhaft ins Gesicht fiel. Aber es lag kein verräterisches Lächeln auf seinen Lippen. Noch bevor sie den Kopf wegdrehen konnte, traf sie sein Blick. Er lächelte.

"Du glaubst mir nicht?"

Dana wurde rot und schüttelte den Kopf.

"Mama sagt, es gibt keine Vampire“, antwortete sie zögernd. Ein herausfordernder Blick trat in Francis Augen. Er hielt an der nächsten roten Ampel und öffnete den Mund. Sofort schnellten ein Paar Fangzähne aus seinem Oberkiefer. Mit einem spitzen Schrei drückte Dana sich an die Beifahrertür. Francis fuhr die Fangzähne wieder ein und lächelte amüsiert.

"Nun?"

Dana schüttelte sich. "Mann, wenn ich das in der Schule erzähle..."

"...wird dir niemand glauben“ vollendete Francis ihren Satz. "Behalte es besser für dich."

Viel zu schnell standen sie vor dem mehrstöckigen Gebäude im Stil der Gründerzeit, in dem Dana mit ihrer Mutter wohnte.

"Wir sind da“, sagte Francis.

Mit klopfendem Herzen sah Dana hinauf in den dritten Stock, wo sie mit ihrer Mutter wohnte.

"Was ist? Willst du nicht nach Hause?"

Dana seufzte. "Mama wird bestimmt ziemlich wütend sein."

"Helena wird sich große Sorgen um dich machen“, antwortete Francis.

"Woher kennst du ihren Namen?", fragte Dana misstrauisch. Francis lächelte.

"Ich kenne deine Eltern ganz gut. Auf, du musst gehen.“

Dana zögerte noch, die Tür des Taxis zu öffnen. Noch einmal warf sie Francis einen Blick zu.

"Francis, glaubst du, dass mich noch einmal so ein Monster angreift?"

"Das kann schon sein“, antwortete er.

„Bitte, kannst du mit hinauf kommen? Ich habe Angst.“ Bittend sah sie ihn an. Francis seufzte ergeben.

„Wie du willst.“

Er stieg aus und begleitete Dana die Treppe hinauf. Vor der Wohnungstür verkroch Dana sich ängstlich hinter Francis Rücken, sodass er klingeln musste. Die Türe öffnete sich und sie sah die roten Locken ihrer Mutter aufleuchten. Ihre grünen Augen blickten Francis erstaunt an.

"Was tust du hier?"

"Ich bringe dir deine Tochter zurück“, antwortete er und zog Dana mit sanfter Gewalt hinter seinem Rücken hervor. Wie müde und traurig Helenas Gesicht aussah! Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und sie waren gerötet, als hätte sie geweint.

„Oh, Dana, Gott sei Dank geht es dir gut. Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, rief sie aus, zog Dana an sich und drückte sie so fest, dass diese kaum noch Luft bekam.

„Wo hast du sie gefunden?“, fragte sie zu Francis gewandt.

„Beim alten Parkhaus.“

„Oh Dana, du hast wieder Papa gesucht, stimmt es?“

Dana löste sich von ihrer Mutter und nickte.

„Das wäre fast ins Auge gegangen“, mischte Francis sich ein.

„Mein Gott, ich bin so froh, dass du da warst. Komm herein, Francis.“

Sie machte Platz und ließ Dana und Francis herein.

„Setze dich erst einmal ins Wohnzimmer, Francis. Ich bringe nur Dana noch ins Bett.“

Francis steuerte das Wohnzimmer an, und Helena nahm Dana an der Hand und führte sie in ihr Zimmer. Sie half ihr beim Umziehen wie damals, als Dana noch ganz klein gewesen war, und packte sie fürsorglich ins...