Die römische Lustsklavin

von: Jazz Winter

Plaisir d'Amour Verlag, 2019

ISBN: 9783864953903 , 452 Seiten

Format: ePUB

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Preis: 6,99 EUR

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Die römische Lustsklavin


 

 

 

Kapitel 1


 

Rom im Monat der Juno, und die Hitze in der Stadt war kaum erträglich. Viele der Adligen waren zu ihren Gütern aufs Land geflüchtet, während das gemeine Volk sich Abkühlung an den Ufern des Tiberis erhoffte.

Heute war Markttag im Aventin, unweit des Circus Maximus und des Tempels der Bona Dea. Melissa, Tochter des reichen Senators Manius Caecilius Metella, war gerade mit ihrer Köchin Appia auf dem Weg dorthin.

„Wir müssen noch beim Medicus vorbeigehen. Vater braucht neue Medizin.“

Appia nickte. „Und Mehl benötigen wir noch, junge Domina. Der Herr will zu Ehren der Göttin Clementia Brot an die Armen verteilen.“

„Ja, natürlich, dazu brauchen wir sehr viel Mehl.“ Melissa lächelte, zog die Stola über ihrem Kopf zurecht und eilte mit festen Schritten voran.

„Melissa Caecilia Metella!“

In der Menschenmenge auf dem Marktplatz tauchte eine Sänfte auf, deren Vorhänge beiseitegeschoben waren.

„Aemilia Cornelia Seneca, was für eine Freude, dich zu sehen!“

Aemilia war die Tochter des Konsuls von Rom und seit einer Begegnung im Tempel der Bona Dea eine Freundin geworden. Aemilia stieg aus der Sänfte, ergriff Melissas Hände, küsste die Freundin auf beide Wangen und strahlte mit der Sonne um die Wette.

„Ich war gerade auf dem Weg zu dem Haus deines Vaters.“

„Oh wirklich? Erwartet Vater dich denn?“

„Quintus Cornelius hat mich geschickt, um deinen Vater und dich heute Nachmittag zu den Spielen im Circus Flaminius einzuladen.“

„Zu den Spielen?“

Melissas Herz schlug einen Takt schneller, doch die Freude hielt nicht lange an. „Oh, ich glaube nicht, dass Vater mir erlauben wird, die Gladiatorenspielen zu sehen.“

Melissa senkte den Blick. Nur ein einziges Mal hatte Vater es ihr erlaubt. Eigentlich hatte sie nicht das Herz für diese blutigen Spiele, doch erinnerte sie sich sehr wohl daran, wie stolz und edel die Kämpfer gewirkt hatten und wie aufregend die Atmosphäre im Gladium gewesen war.

Aemilia hakte sich bei Melissa unter und ging ein paar Schritte mit ihr, an den Marktständen der Bauern vorbei. „Er wird es schon erlauben, vertrau mir. Schließlich hat der Konsul seine Einladung spezifisch auch an dich gerichtet.“

„An mich?“ Melissa war zu bescheiden, um sich vorstellen zu können, dass der Konsul von Rom von ihrer Existenz überhaupt wusste. Ihr Vater hingegen war sehr bekannt und vom Volk geliebt. Manius war einer der ersten Plebejer, der in den bestehenden Senat gewählt worden war und der für die Rechte des gemeinen Volkes sprach.

Aemilia lachte auf. „Natürlich an dich, du Dummchen. Du musst bei den Spielen unbedingt neben mir sitzen. Oh, schau nur …“

Sie zeigte auf einen groß gewachsenen Mann mit nacktem gebräunten Oberkörper, der einige Narben aufwies, die ihn jedoch keinesfalls entstellten. Aemilia beugte sich näher zu Melissa, als die beiden stehen blieben. „Er wird heute auch kämpfen.“

Melissa bekam trotz der Hitze eine Gänsehaut auf ihren Armen, als sie den schönen schwarzhaarigen Griechen bemerkte. Er war groß, seine Muskeln glänzten im Sonnenlicht, und als er sich zu ihnen umdrehte, lächelte er. Galt sein Lächeln etwa ihr? Melissa blickte erneut schüchtern zu Boden, konnte sich jedoch nicht dagegen erwehren, ein weiteres Mal zu dem schönen Gladiator zu blicken, der noch immer in ihre Richtung sah. Er war gebaut, wie sie sich einen griechischen Gott vorstellte. Anmutig, stark und mit einer Ausstrahlung, die nahezu die Götter selbst in den Schatten stellen konnte. Melissas Herz pochte so wild in ihrer Brust, dass sie nach Atem rang. Erneut lächelte er.

Aemilia seufzte leise. „Ich könnte diesen Mann stundenlang betrachten. Ist er nicht schön?“

Melissa musste ihr einfach beipflichten und nickte stumm.

„Man sagt, er sei der leibhaftige Sohn von Zeus und besiege alles, was sich ihm entgegenstellt. Er ist ein wahrhaftiger Gott unter den Gladiatoren, und die Menge liebt ihn. Ich habe gehört, er sei ein Freigelassener, der freiwillig in den Arenen kämpft. Man nennt ihn Zenon, was wohl so viel bedeutet wie: das Geschenk von Zeus.“

Sie seufzte auf und dieses Mal tat es Melissa ihr gleich. Sie konnte sich an dem wohlgestalteten Körper des Gladiators kaum sattsehen. „Zenon!“ Wie gern würde sie ihn in der Arena kämpfen sehen.

Zenon lehnte sich mit dem Rücken gegen einen Holzpfahl und schien Melissa mit den Augen regelrecht zu verfolgen. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, und ertappte sich immer wieder dabei, verstohlene Blicke in seine Richtung zu schicken.

Aemilia griff nach einem Pfirsich, roch daran und lächelte verschmitzt. „Hast du dich etwa gerade verliebt, kleine Biene?“

Beschämt mahnte Melissa ihre Freundin zur Umsicht. „Nicht so laut. Und nein, habe ich nicht.“

Die Tochter des Konsuls kicherte leise und biss in den Pfirsich. „Mh, die sind köstlich. Du solltest welche davon mitnehmen. Dein Vater wird sie sicherlich mögen.“

„Gute Idee. Appia? Nimm ein Dutzend davon mit und lass dich nicht wieder beim Preis übers Ohr hauen.“

Sie lächelte ihrer Köchin zu, die gehorsam nickte. „Wie du wünschst, junge Domina.“

Melissa konnte einfach nicht dagegen an. Sie wünschte, die Hausdiener würden sie nicht Domina nennen, schließlich hatte Vater zwar viele von ihnen als Sklaven auf dem Markt gekauft, sie dann jedoch freigelassen. Er verabscheute es, Menschen wie Sklaven zu halten, und dies sprach er auch offen aus. Melissa hatte ihren Vater mehr als einmal ermahnt, denn es waren gefährliche Zeiten, um für die Rechte von Sklaven zu plädieren, besonders jetzt, wo in Capua unlängst ein neuer Sklavenaufstand ausgebrochen war, der die Erde bis nach Rom erschüttert hatte. Ein Gladiator namens Spartacus hatte, mithilfe anderer Kämpfer, den eigenen Dominus und die Hälfte von Capuas Adligen im Hause des Ludus Quintus erschlagen und streifte nun plündernd und raubend in der Gegend herum. Viele Haussklaven hatte sich ihm angeschlossen und die Menschen in Rom waren über diese Nachrichten erschüttert und verängstigt. Vater hatte seine eigene Meinung zu diesem Aufstand und nahm kein Blatt vor den Mund, sie auch kundzutun. Er hatte keine Angst, obwohl nicht jeder seine Meinung teilte und er sich damit garantiert auch Feinde im eigenen Senat machte. Egal, wie logisch und nachvollziehbar seine Gedanken auch sein mochten.

Aemilia streifte neben Melissa her und blieb an einem Stand mit Goldschmuck stehen. Sie war Patrizierin, eine Hochgeborene, und nur dem Umstand, dass Melissas Vater einer der reichsten Männer Roms und Bankier war, war es zu verdanken, dass eine junge Frau wie Aemilia sich mit einer Gewöhnlichen wie Melissa überhaupt sehen ließ. Melissa war sich dieser Umstände voll und ganz bewusst, doch sie mochte Aemilia, und die Tochter des Konsuls machte es ihr auch leicht, sie zu mögen.

Appia zupfte an Melissas Tunika. „Junge Herrin, wenn du es gestattest, bestelle ich beim Müller das Mehl für die Brote und schicke später Calvas, um es abzuholen.“

Melissa gab ihr die Erlaubnis und reichte ihr einige Geldstücke. „Die Hälfte im Voraus, und Calvas wird den Rest bei Abholung bezahlen. Sag dem Händler das.“

„Ja, junge Domina.“

Appia war eine ältere Frau aus dem germanischen Volk. Römische Soldaten hatten ihr Dorf niedergebrannt, die Männer getötet und die Frauen und Kinder als Sklaven nach Rom gebracht. Vater hatte sie gekauft, als sie noch jung gewesen war. Appia hatte schon ihrer Mutter gedient, und selbst als Manius ihr die Freiheit geschenkt hatte, war sie in den Diensten des Hauses geblieben, wie viele der Freigelassenen, die ihrem Vater aus Dankbarkeit und Liebe treu ergeben waren.

Aemilia ergriff plötzlich Melissas Hand. „Wir werden verfolgt.“

„Von wem?“

Melissa drehte sich um und konnte niemanden Bestimmtes ausmachen. „Wen meinst du?“

„Der junge Kerl mit der dunklen Haut.“

Melissa wusste erst nicht, von wem sie da redete, bis sie plötzlich Nassir entdeckte und leise auflachte.

„Du Dummchen, das ist doch nur Nassir. Erkennst du ihn nicht?“

„Oh, natürlich, ich hatte vergessen, dass du einen Leibwächter hast.“

Die kleine arrogante Spitze in ihren Worten war schwerlich zu überhören. Melissa war die Tochter eines reichen Bankiers, und ihr Vater hatte darauf bestanden, dass Nassir sie überall hinbegleitete. Sein Vater war Manius’ Leibwächter und sie war quasi mit dem jungen Syrier aufgewachsen. Melissa sah in ihm eher ihren besten Freund als ihren Leibwächter. Als sie den dunkelhäutigen Freigeborenen ansah, rollte er genervt mit den Augen, was sie erneut zum Lachen brachte. Nassir mochte Aemilia nicht besonders. Sie war ihm zu hochnäsig und eingebildet. Jedoch war es unüblich, dass eine Gemeine wie Melissa einen Leibwächter besaß. Selbst Aemilia wurde nur von ihren Sklavinnen begleitet, obwohl sie die Tochter des Konsuls war. War sie vielleicht neidisch? Melissa ertappte ihre Freundin dabei, wie sie Nassir immer wieder neugierig musterte, während er vorgab, sie vollkommen zu ignorieren.

Appia war gleich vom Mehlhändler zum Medicus gegangen. Jetzt kam sie zu ihnen zurück und packte die Medizin, die sie geholt hatte, in ihre Tasche. Melissa hingegen kaufte noch Trauben und sprach mit dem Weinhändler über eine Bestellung, die noch...