ADAC Reiseführer Marokko

ADAC Reiseführer Marokko

von: Jan Marot

ADAC Reiseführer, ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2020

ISBN: 9783956898198 , 144 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 10,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

ADAC Reiseführer Marokko


 

1 Tanger


Übersichtskarte Nord | Online-Karte

Goldenes Tor zu Afrika mit verwinkelter Medina

Information

DRT (Délégation Régionale du Tourisme), Bd. Pasteur 29, 90000 Tanger, Tel. 0539/94 80 09, www.visittanger.com, Mo–Fr 9–16.30 Uhr

CRT (Conseil Régional du Tourisme), Rue Jamal Eddine Afghani 3, Tel. 0539/34 11 33, Mo–Fr 9–17 Uhr

Parken siehe >

© Getty Images: Robert Harding World Imagery

Die untergehende Sonne taucht Tangers Altstadtdächer in ein goldenes Licht

Seit seiner Gründung war Tanger ein Handelsknoten und Treffpunkt der Kulturen: von den Römern »Tingis« genannt, vis-à-vis von Gibraltar gelegen und durch die gleichnamige Meerenge nur knapp 14 km von Europa getrennt. Tanger ist heute eine mediterran geprägte Metropole mit 1,1 Mio. Einwohnern und mit seinem kontinuierlichen Wandel beispielhaft für die rasante Modernisierung Marokkos. All jene, die die Hafenstadt vor mehr als einer Dekade besucht haben, werden sie kaum wiedererkennen. Das jahrtausendealte Erbe wird jedoch bewahrt, vor allem in der verwinkelten Medina und dem Kasbah-Viertel mit seinen Souks, den hier Socco genannten Basaren.

Bis heute ist das Erbe der Internationalen Zone (1925–1956), als bis zu neun Staaten – allen voran die Spanier – die Stadt kontrollierten, vielerorts präsent. Neben spanischen Straßenschildern hat Tanger auch eine Stierkampfarena, die längst nicht mehr genutzt wird.

In und um die Medina

Bunte Souks, verwinkelte Gassen und Spaniens Küste meist im Blick

Am besten beginnt man den Stadtrundgang an der Place du 9 Avril 1947 oder direkt am Hafen, wo die Fähre anlandet und die neu gestaltete Panoramapromenade bergan führt.

Sehenswert
Place du 9 Avril 1947 (Grand Socco)

| Platz |

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Dieser gepflegte, weitläufige Platz ist quirliger Treffpunkt an der Pforte zur Medina, mit der Moschee Sidi Boubaid, dem Cinéma Rif und dem Grand Socco, dem großen Basar. In unmittelbarer Umgebung befindet sich das leider stark verfallene Teatro Cervantes (Rue Anoual) von 1913 im Art-déco-Stil.

Medina

| Altstadt |

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In die Medina führt von der Place du 9 Avril 1947 z.B. die Rue Siaghine (südlich davon liegt der städtische Markt), von der die Rue Synagogues zur Nahon-Synagoge (>) abzweigt und die schließlich in den hübschen Petit Socco mündet. Hier taucht man in die farbenfrohe Vielfalt der marokkanischen Küche und Handwerkskunst ein. Zu entdecken gibt es im engen Labyrinth der Gassen, die mitunter als Sackgassen auch überraschend enden, u.a. das Mausoleum des mittelalterlichen Gelehrten und Weltreisenden Muhammad Ibn Battūta (>). Es wurde zu einer kleinen Pilgerstätte für Weltenbummler, die jedoch meist nur von außen besichtigt werden kann.

Kasbah und Musée la Kasbah des Cultures Méditerranéennes

| Archäologisches Museum |

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Der liebevoll und penibel renovierte einstige Sultanspalast Dar al-Makhzen aus dem 17. Jh. liegt inmitten der Kasbah hoch auf dem Festungshügel und beherbergt eine der wichtigsten archäologischen Sammlungen Marokkos. Auch weitläufig als Kasbah-Museum bekannt, überzeugt das Haus mit seiner vortrefflichen Kollektion, die nun für jedermann einen leicht rezipierbaren Überblick bietet. Im Innenhof befindet sich ein üppig verwilderter botanischer Garten.

Place de la Kasbah, Tel. 0539/33 44 81, www.fnm.ma/musee-de-la-kasbah-de-tanger, Mi–Mo 10–18 Uhr, 20 Dh, erm. 10 Dh, bis 12 J. 5 Dh

Tangier American Legation Museum

| Museum |

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Marokko war das erste Land weltweit, das die USA nach ihrer Unabhängigkeit 1777 anerkannte. Das würdigte der junge Staat mit der Eröffnung seiner ersten diplomatischen Auslandsvertretung im Jahr 1821. Im wunderschönen Stadtpalast bekommen Besucher einen Einblick in die Geschichte der Beziehungen beider Staaten sowie in das Leben der US-Berühmtheiten, die die Metropole besuchten.

Rue d’Amerique 8, Tel. 0539/93 53 17, http://legation.ipower.com/blog, Mo–Fr 10–17, Sa 10–15 Uhr, 20 Dh, erm. 10 Dh, Führung 50 Dh

ADAC Wussten Sie schon?

»Marokkos Marco Polo« reiste weiter, um vieles weiter, als es der berühmte venezianische Weltenbummler nur ein halbes Jahrhundert vor ihm tat: Abū ’Abdallāh Muhammad Ibn Battūta (1304–1368 oder 1377). Eine Pilgerfahrt nach Mekka führte ihn kurz nach der Zeit der Kreuzzüge über mehr als 120.000 km bis in den Iran, nach Indien und den Malediven sowie über Vietnam bis nach China, wie man seinen erst im 19. Jh. wiederentdeckten autobiografischen Büchern (»Reisen bis ans Ende der Welt 1325–1353« und »Die Reisen des Ibn Battuta«) entnehmen kann. Seine Erlebnisse hatte er nach seiner Rückkehr 1346 einem Schreiber diktiert.

ADAC Mittendrin

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Das Café Baba ist ein legendäres kleines Teehaus, 1943 gegründet, in dem die Zeit irgendwann in den wilden 1970ern stehengeblieben ist. Hier hat nicht nur Keith Richards Cannabis in einer typischen »Kef«-Pfeife geraucht, wovon ein ganz besonderes Foto unter Aberhunderten an den Wänden des Baba zeugt.

Rue Zaitoun, Tel. 0699/30 99 43, tgl. 10.30–23.30 Uhr, Plan b1 >

Nahon-Synagoge

| Synagoge |

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Kleine, sehenswerte Synagoge, die einen exzellent geführten Überblick über das jüdische Leben in Nordmarokko gewährt. Nach den Massenvertreibungen der sephardischen Juden Spaniens (16. Jh.) wuchs die Gemeinde, die Gründung Israels und die Unabhängigkeit Marokkos setzten aber eine massive Auswanderungswelle in Gang. Unweit der Nahon-Synagoge logiert im Mellah-Viertel die Lorin Foundation mit ihrer Sammlung an historischen Fotografien von Stars, Monarchen, aber auch der jüdischen Bevölkerung (Rue Abdallah Ben Hachimi 44, Spende erbeten).

Rue Synagogues, Tel. 0539/93 16 33, So–Fr 10–17 Uhr, Führung auf Anfrage, Spende erbeten

Verkehrsmittel

Die Medina und die angrenzende Neustadt sind einfach zu Fuß zu erkunden. Das System der ÖPNV-Busse (Tel. 0539/39 22 08, www.alsa.ma/tanger ab 4 Dh) ist sehr unübersichtlich. Besser und vergleichsweise günstig ist man mit den türkis-grünen Petits Taxis mit Taxametern unterwegs.

Parken

Mit ein wenig Glück finden sich sogar Parklücken am Straßenrand. Das Parkhaus Parking Playa an der Hafenpromenade (Av. Mohammed VI) ist wie das Corniche Parking bewacht und durchgehend geöffnet (3 Dh/Std.). In der Rue Phéniciens liegt ein Parkhaus neben der Moschee Mohammed V. (bis 2 Std. 6 Dh, über Nacht ca. 20 Dh).

Restaurants

€–€€ | Le Salon Bleu

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Exzellente, stets frisch zubereitete Küche. Der Ausblick von der Terrasse ist unbezahlbar.

Rue Amrah 29 (an der Place Mechouar), Tel. 0539/37 16 18, mobil 0662/11 27 24, tgl. 11.30–21.45 Uhr, Plan b1 >

Cafés

 Pâtisserie Bab al-Madina

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Am »Tor zur Medina« werden Frühaufsteher mit feinem Kaffee, ofenfrischen Croissants und einer Fülle typischer Brotsorten versorgt. Dazu gibt es köstliche Blätterteigdreiecke (»Briouat« oder »Briwat«) mit Gemüse, Huhn oder Fisch und eine kleine, aber famose Pastela.

Rue d’Italie 28, Tel. 0539/93 24 91, tgl. 6–23.30 Uhr, Plan a2 >

Einkaufen

Tiziri Zen

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Berberteppiche, Hocker, Taschen, teils modern im Design, aber auf Basis traditionellen Handwerks. Eigene Produktlinie mit Arganöl, Gewürzen und Orangenblütenhonig.

Rue Boukoudja 62, Tel. 0539/33 45 12, tgl. 9.30–18.30 Uhr, Plan a1 >

Kinos

Cinéma Rif, Cinématèque Tanger

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Das Kino mit Art-déco-Elementen bietet eine exzellente Auswahl internationaler Filme und Programmkino aus Frankreich und Marokko im Original mit Untertiteln. Und das Café ist legendärer Treffpunkt von Expats und der einheimischen Künstlerszene.

Place du 9 Avril 1947, Tel. 0539/93 46 83, www.cinemathequedetanger.com, tgl. 8–23.30 Uhr, Kino 25 Dh, erm. 20 Dh, Plan a3 >

Im Blickpunkt
Magnet für Maler, Musiker und Literaten

Jahrzehnte nachdem etwa die französischen Maler Henri Matisse oder Eugène Delacroix in den engen Gassen der Medina mit ihren besonderen Lichtspielen geeignete Motive gefunden hatten, kamen die »Beatniks« nach Tanger. Sie hatten in den Nachkriegsjahren der 1940er- und 1950er-Jahre die verruchte Hafenstadt zu ihrem Refugium erkoren, Truman Capote war dabei erklärtermaßen »auf der Flucht vor sich selbst«. Aber auch Jean Genet oder Tennessee Williams verbrachten einen Abschnitt ihres Lebens hier. Rund um die berühmten Autoren Paul Bowles, William S. Burroughs und Jack Kerouac, die sich in Tanger regelmäßig in das damals noch ausschweifende Nachtleben stürzten und mit Drogen eine Bewusstseinserweiterung suchten, entwickelte sich auch eine Szene aufstrebender marokkanischer Schriftsteller....