Julia Collection Band 150 - Rücksichtlos und unwiderstehlich

Julia Collection Band 150 - Rücksichtlos und unwiderstehlich

von: Trish Morey, Kim Lawrence, Sarah Morgan

CORA Verlag, 2020

ISBN: 9783733715403 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,99 EUR

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Julia Collection Band 150 - Rücksichtlos und unwiderstehlich


 

1. KAPITEL

„Er ist hier! Er ist angekommen, Polly! Damon Doukakis hat gerade das Gebäude betreten!“

Die aufgeregte Frauenstimme riss Polly Prince unsanft aus dem Tiefschlaf. Langsam hob sie den Kopf von ihren Armen. Grelles Sonnenlicht blendete sie, als sie die Augen öffnete. „Was? Wer?“, murmelte sie verschlafen. Sie stöhnte leise auf und rieb sich die Schläfen, um die bohrenden Kopfschmerzen zu vertreiben, die sie seit Tagen peinigten. „Ich muss eingeschlafen sein. Wieso hat mich denn keiner geweckt?“

„Weil du seit einer Woche nicht mehr geschlafen hast. Eine übermüdete Polly Prince ist ausgesprochen Furcht einflößend.“ Ihre Arbeitskollegin Debbie betrachtete sie mitfühlend. „Aber keine Panik, du hast nichts verpasst. Hier – zum Wachwerden!“ Sie stellte einen dampfenden Becher Kaffee und einen Teller mit einem Muffin neben Pollys Notebook auf den Tisch.

Polly rieb sich die brennenden Augen. „Wie spät ist es?“

„Acht Uhr.“

„Acht?“ Polly sprang so hastig auf, dass ihr Stuhl über den Boden rutschte. „In fünfzehn Minuten beginnt das Meeting! Hast du etwa gedacht, ich würde zu dem Treffen schlafwandeln?“ Mit zitternden Fingern speicherte sie das Dokument, an dem sie die ganze Nacht gearbeitet hatte.

Ihr Herz klopfte heftig, und die Angst, die in den letzten Tagen zu ihrem ständigen Begleiter geworden war, schnürte ihr die Kehle zu.

„Bleib ganz ruhig!“ Debbie rückte ihre Hornbrille zurecht und musterte sie besorgt. „Du darfst auf keinen Fall zeigen, dass du Angst hast, sonst hast du keine Chance. Sobald Männer wie Damon Doukakis bei ihrem Gegner Schwäche wittern, schlagen sie erbarmungslos zu.“

„Ich habe keine Angst!“ Die verzweifelte Lüge blieb Polly fast im Halse stecken.

Sie hatte Angst. Entsetzliche Angst sogar! Vor der Verantwortung und vor den Folgen, wenn sie versagen würde. Und ja, auch vor Damon Doukakis.

Nur ein absoluter Dummkopf würde sich nicht vor ihm fürchten. Dieser Mann hatte die Werbeagentur ihres Vaters aufgekauft, als würde es sich um ein neues Paar Schuhe handeln. Heute würde er verkünden, wie die Zukunft der Firma und der Belegschaft aussah.

„Alles wird gut, Polly. Du schaffst das schon“, murmelte Debbie beruhigend. „Ich meine, wir alle hängen natürlich von dir ab. Aber lass dich bloß nicht davon nervös machen, dass du das Schicksal von mehr als hundert Leuten in der Hand hast.“

„Danke! Jetzt geht es mir sofort viel besser.“ Polly lächelte schief. Sie zog ihr Mobiltelefon aus der Tasche, scrollte durch ihre E-Mails und seufzte. „Ich habe kaum zwei Stunden geschlafen, aber in der Zeit sind über hundert Mails angekommen. Kannst du mir einen späteren Flug nach Paris buchen? Gérard Bonnel möchte unser Meeting morgen auf den Abend verschieben.“

„Du fliegst nicht. Die Bahn ist billiger. Ich habe dir eine Fahrkarte für den Morgenzug von St. Pancras gekauft. Wenn das Meeting erst am Abend stattfindet, hast du ein paar Stunden Zeit, dir Paris anzuschauen.“ Debbie beugte sich über den Tisch und brach sich ein großes Stück von Pollys Muffin ab. „Sieh dir den Eiffelturm an! Oder verführe einen aufregenden Franzosen am Ufer der Seine! Oh là, là!“ Sie schnalzte mit der Zunge und sah Polly vielsagend an.

Polly schaute nicht von der E-Mail auf, die sie gerade schrieb. „Öffentlicher Sex ist eine Straftat, selbst in Frankreich.“

„Nicht annähernd so ein Verbrechen wie dein nicht existierendes Liebesleben“, entgegnete Debbie. „Wann warst du das letzte Mal mit einem Mann verabredet?“

„Ich brauche keinen Mann in meinem Leben. Auch ohne habe ich schon genug Probleme!“ Polly schickte die Mail ab.

„Im Leben geht es nicht nur um Arbeit!“, widersprach Debbie. „Selbst wenn du dir das offenbar nicht vorstellen kannst!“

„So! Die restlichen Mails müssen bis nach dem Meeting warten.“ Polly schaltete ihr Handy aus und schaute nervös auf die Uhr. „Verflixt! Was soll ich zuerst tun? Ich wollte die Präsentation noch einmal durchgehen. Aber meine Haare sehen bestimmt furchtbar aus.“

Debbie holte ein Glätteisen aus Pollys Schreibtisch und stöpselte es in die Steckdose. „Halt still. Ich kümmere mich um deine Haare.“

„Ich muss mich auch noch schminken.“

„Dazu ist keine Zeit mehr! Aber bei deinen blonden Locken und den blauen Augen brauchst du auch kein Make-up. Keine Sorge, du siehst großartig aus!“ Debbie zog das Glätteisen durch Pollys Haare. „Mit deiner Figur kannst du diese pinkfarbene Strumpfhose wirklich tragen!“ Etwas wehmütig betrachtete sie im Fenster ihre eigenen üppigen Rundungen.

Polly hielt den Kopf still, doch ihre Hände drehten ruhelos das Mobiltelefon. „Ich kann einfach nicht glauben, dass mein Vater immer noch nicht angerufen hat. Es geht um das Überleben seiner Firma, aber er lässt sich nicht blicken. Dabei habe ich ihm mindestens hundert Nachrichten auf Band gesprochen.“

„Du weißt doch, dass er sein Handy nie einschaltet. So …“ Debbie zog den Stecker des Glätteisens heraus. „Fertig!“

Polly drehte ihre langen Haare zusammen und steckte sie achtlos im Nacken zu einem lockeren Knoten auf. „Ich weiß.“ Sie seufzte. „Darum habe ich gestern Abend sogar ein paar Londoner Hotels angerufen und nach einem Mann mittleren Alters in Begleitung einer jungen Frau gefragt.“

Debbie räusperte sich. „Das muss wirklich peinlich gewesen sein.“

„Mit Peinlichkeiten bin ich aufgewachsen.“ Polly zog ihre Schuhe unter dem Schreibtisch hervor. „Damon Doukakis wird uns in der Luft zerreißen, wenn Dad nicht auftaucht.“

„Dafür sind alle anderen hier. Doukakis wird ausnahmslos fleißige Angestellte bei der Arbeit vorfinden. Jeder bemüht sich heute besonders, einen guten Eindruck zu machen.“

Polly schüttelte langsam den Kopf. „Dazu ist es zu spät. Damon Doukakis hat mit Sicherheit schon entschieden, was er mit uns vorhat.“ Sie versuchte, ihre Panik in den Griff zu bekommen, als sie daran dachte, dass er mit ihrer Werbeagentur tun und lassen konnte, was er wollte. Wie hatte ihr Vater es nur so weit kommen lassen können?

Für Damon Doukakis ging es einzig und allein um Rache, davon war Polly fest überzeugt. Seine heutige Entscheidung über die Zukunft der Firma war seine Art, ihrem Vater eine Nachricht zu senden. Doch leider würde sein Zorn nicht nur ihren Vater ruinieren, sondern auch all seine Angestellten, die keinerlei Schuld an der Situation trugen.

Sie war der einzige Mensch, der vielleicht noch etwas retten konnte. Der Gedanke an die Last ihrer Verantwortung schnürte ihr die Kehle zu. Im tiefsten Inneren wusste sie, dass sie machtlos war. Dennoch konnte sie nicht einfach tatenlos zusehen. Sie musste für die Belegschaft kämpfen.

Debbie stopfte sich den Rest des Muffins in den Mund. „Du kannst nur versuchen, dich mit Damon Doukakis zu verständigen“, erklärte sie kauend. „Ich habe irgendwo gelesen, dass er einen Zwanzigstundentag hat. Damit habt ihr wenigstens etwas gemeinsam.“

Nach drei schlaflosen Nächten schaffte Polly es nur mit Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. „Also, ich habe alle Zahlen beisammen. Sind die Vorstandsmitglieder schon da?“

„Sie sind gemeinsam mit Damon Doukakis angekommen. Seit sie Doukakis ihre Anteile verkauft haben, gehen sie uns aus dem Weg.“ Debbie verzog missbilligend die Mundwinkel. „Ich kann einfach nicht begreifen, was jemand wie Damon Doukakis mit unserer kleinen Werbeagentur will! Dieser Mann ist nicht nur Milliardär, sondern einer der mächtigsten Großindustriellen dieser Zeit. Wieso hat er es ausgerechnet auf unsere unbedeutende Firma abgesehen?“

Sie warf Polly einen raschen Blick zu. „Versteh mich nicht falsch! Ich liebe es, hier zu arbeiten, aber wir entsprechen doch nicht dem Stil eines Damon Doukakis, oder?“

Bei dem Gedanken, wie hart sie für diesen Betrieb gearbeitet hatte, schloss Polly für einen Moment die Augen. „Nein, Debbie, du hast recht, wir entsprechen nicht seinem Stil“, erwiderte sie heiser.

„Also was soll das Ganze dann?“, rief Debbie aufgebracht. „Doukakis hat den Direktoren ein Vermögen für ihre Geschäftsanteile gezahlt. Weit mehr, als sie wert waren. Ist das hier ein Spaß für ihn? Will er sich mit unserer Agentur seine Langeweile vertreiben?“

Polly biss sich auf die Lippen. Sie wusste genau, warum Damon Doukakis ausgerechnet ihre Firma gekauft hatte. Diese Wahrheit konnte sie allerdings niemandem anvertrauen.

Sie dachte an das Telefonat vor einigen Tagen zurück, in dem sie Doukakis Stillschweigen geschworen hatte. Doch sie bewahrte das Geheimnis nicht nur seinetwegen – auch sie selbst könnte es nicht ertragen, wenn die Wahrheit bekannt würde.

„Nicht einer aus dem Vorstand hat sich geweigert zu verkaufen! Sonst sähe heute vielleicht alles ganz anders aus.“ Polly atmete einige Male tief ein und aus, bis ihr Herzschlag sich wieder beruhigt hatte. „Ich weiß nicht, wie oft ich Erster-Klasse-Tickets für sie gebucht oder wie viele sündhaft teure Geschäftsessen ich bezahlt habe, nur um dann von ihnen zu hören, unser Betrieb würde nicht genug abwerfen. Sie sind wie Moskitos, die unser Blut in ihre fetten Körper saugen …“

„Polly!“, rief Debbie aus und schüttelte sich. „Diese Vorstellung ist absolut ekelhaft!“

Sie sind ekelhaft.“ Polly zwang ihre Gedanken zurück zu dem bevorstehenden Meeting. Hatte sie irgendetwas vergessen? „Wenn ich die Präsentation selbst halten würde, wäre ich nicht...