Romana Exklusiv Band 327

Romana Exklusiv Band 327

von: Margaret Way, Raye Morgan, Jackie Braun

CORA Verlag, 2020

ISBN: 9783733748937 , 384 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 5,49 EUR

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Romana Exklusiv Band 327


 

1. KAPITEL

„Ich denke, ich weiß jetzt, wer hier heute Abend der Ehrengast ist“, raunte Arlene Williams und spähte neugierig durch den Türspalt in das elegante Esszimmer der Hendersons.

Bei Babs und Denby Hendersens Abendgesellschaften gaben sich bekannte Politiker, Professoren, Schauspieler und Angehörige des europäischen Hochadels die Klinke in die Hand. Emily Merit hatte keinen Zweifel, dass sich auch am heutigen Abend mindestens eine berühmte Persönlichkeit unter den Gästen befand. Schließlich machte sie schon seit fünf Jahren das Catering für diese Veranstaltungen, und bisher war es immer so gewesen. Warum also sollte es heute anders sein?

„Und? Wer ist es?“, fragte sie betont desinteressiert, während sie das Dessert anrichtete.

Ihre Assistentin grinste vielsagend. „Ich glaube, es ist dieses atemberaubende männliche Unterwäschemodel, dessen riesige Werbeposter gerade in ganz New York an allen U-Bahn-Stationen und Bushaltestellen hängen.“

„Ah, ja. Ich weiß schon.“

„Sieh mal an! Und ich dachte, du wärst gegen Männer immun.“

„Bin ich auch. Aber diese Poster kann man unmöglich übersehen, so groß, wie sie sind.“

Abermals spähte Arlene durch den Türspalt. Dann sagte sie nachdenklich: „Es könnte aber auch der Schauspieler sein, der in dieser neuen Fernsehserie Stürmische Nächte den CIA-Agenten spielt.“

Emily rollte mit den Augen. Arlene schwärmte jede Woche für einen anderen Star. „Kommen Sie jetzt bitte von der Tür weg, und helfen Sie mir beim Dessert! Es gibt Wichtigeres, als …“

„Oh, oh! Er ist auf dem Weg in die Küche!“

Emily verzog die Lippen. Ganz toll! Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie mochte es nicht, wenn man ihr beim Arbeiten auf die Finger sah. Erst recht nicht, wenn die ungebetenen Zuschauer dabei eigentlich nur auf einen Flirt mit ihrer Assistentin aus waren.

„Er ist in Begleitung von Mrs. Hendersen“, wisperte Arlene aufgeregt und schloss blitzschnell die Tür.

Emily atmete auf. Dann wusste sie, weshalb er zu ihr in die Küche kam. Sie kannte Babs Hendersen schon seit Jahren. Ihr Exfreund Reed war ein Kollege von Mr. Hendersen gewesen. Und eines Tages, die Hendersens befanden sich in einer misslichen Lage, weil ihnen die Catering-Firma nur wenige Stunden vor dem geplanten Dinner absagte, vermittelte er sie an Emily weiter. Damals hatte sie gerade erst ihre Ausbildung beendet und wäre vor Aufregung fast gestorben. Aber ihre Kochkünste kamen bei allen Gästen hervorragend an, und seither taten die Hendersens ihr Bestes, um ihre Karriere zu fördern.

Auch wenn Mrs. Hendersen als Kundin schwer zufrieden zu stellen war, sie kannte halb New York und hatte ihr bis heute viele gute Aufträge verschafft. Nicht zuletzt durch sie hatte Emily vor kurzem die Küche in ihrem ansonsten sehr bescheidenen Apartment im New Yorker Stadtteil East Village renovieren und neu ausstatten können, ohne dabei ihre Ersparnisse angreifen zu müssen. Diese waren nämlich einzig und allein für die Verwirklichung ihres großen Traums gedacht, eines Tages ein eigenes Restaurant zu eröffnen.

Vermutlich wollte Babs Hendersen ihr also nur einen zukünftigen Kunden vorstellen. Als sich die Tür öffnete, schlüpfte Arlene mit dem Dessert hinaus. Ein Hauch von Chanel durchwehte die Küche. Unverkennbar Mrs. Hendersen!

„Emily, meine Liebe! Sie haben wie immer Großartiges geleistet“, rief sie in ihrer gewohnt überschwänglichen Art. „Meine Gäste sind ganz begeistert von Ihrem Lachs im Kräutermantel.“ Damit wandte sie sich um und winkte das vermeintliche Unterwäschemodel herein. „Und hier ist einer Ihrer größten Bewunderer, Sch…“

„Bitte, mein Name ist Dan“, unterbrach er sie höflich, aber bestimmt und fügte zu Emily gewandt hinzu: „Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen!“

Nein, das war nicht das Unterwäschemodel. Trotzdem musste Emily sich sehr beherrschen, ihn nicht ebenso bewundernd anzustarren, wie es ihre Assistentin durch den Türspalt getan hatte. Himmel, er sah wirklich unglaublich gut aus! Aber so ganz und gar nicht wie ein Dan. Dieser Name klang viel zu unspektakulär und zu … westlich.

„Dan?“, wiederholte sie verwirrt.

„Die Kurzform meines vollen Namens“, erklärte er.

Was mochte das für ein Akzent sein? Weich und angenehm wie seine Stimme. Aus unerfindlichen Gründen wurde ihr plötzlich ganz heiß. Anscheinend war sie doch noch nicht ganz immun gegen Männer. Kaum zu glauben, nach allem, was Reed ihr angetan hatte!

„Wenn ich in Amerika unterwegs bin, werde ich meist nur Dan genannt. Das ist einfach leichter auszusprechen.“

Das mochte wohl sein. Trotzdem passte Dan nicht zu ihm. Und wie Arlene ihn mit dem Unterwäschemodel verwechseln konnte, war ihr höchst schleierhaft – auch wenn er zugegebenermaßen den Körper dafür hatte. Groß, athletisch gebaut, und der teure Maßanzug ließ daran keinen Zweifel, muskulös. Sein Gesicht jedoch hatte gar keine Ähnlichkeit mit besagtem Dressman. Es war viel attraktiver und maskuliner, mit diesen dunklen Augenbrauen über den noch dunkleren, geheimnisvollen Augen. Sein schwarzbraunes Haar trug er eben noch kurz genug, um in der Geschäftswelt als respektabel durchzugehen, und lang genug, dass Emily Lust verspürte, ihre Finger hindurchgleiten zu lassen.

Errötend streckte sie die Hand aus – allerdings nur, um seine zu schütteln. „Ich heiße Emily Merit.“

Warm und stark umschlossen seine Finger die ihren. Sofort begann ihr Herz wild zu klopfen. Mussten ihre Hormone ausgerechnet in diesem Moment wieder zum Leben erwachen? Mitten in einer Geschäftssituation?

Nachdem er ihre Hand wieder losgelassen hatte, strich sie verlegen ihre weiße Küchenschürze glatt. Normalerweise war sie überhaupt nicht eitel, aber sein perfektes Aussehen erinnerte sie daran, dass ihr Haar in einem wenig attraktiven Knoten im Nacken zusammengebunden war. Und für Make-up hatte sie noch nie sonderlich viel übrig gehabt, schon gar nicht bei der Arbeit.

„Wie ich bereits vorhin erwähnte, Dan“, meldete sich Mrs. Hendersen wieder zu Wort, „mein Mann und ich würden nicht im Traum daran denken, jemals wieder eine andere Catering-Firma zu beauftragen. Unserer Meinung nach ist Miss Merit die beste Köchin in ganz Manhattan!“

Mit einem Lächeln, das Emilys Herz gleich noch ein wenig schneller schlagen ließ, erwiderte er: „Dann muss ich sie haben!“

Ob ihm bewusst war, dass man seine Worte auch ganz anders verstehen konnte? Seine Miene verriet jedenfalls nichts. Nur in seinen Augen lag ein sonderbares Schimmern.

„Aber … aber ich kenne doch noch nicht einmal Ihren Nachnamen“, stotterte Emily.

„Das kann man ja ändern“, erwiderte er amüsiert. „Ich heiße Tarim.“

Prima, jetzt machte sie sich auch noch lächerlich. Was zum Kuckuck war los mit ihr? Sich von einem Mann so aus der Fassung bringen zu lassen sah ihr gar nicht ähnlich. Außerdem war es unprofessionell. Eine Geschäftsfrau konnte sich doch nicht wie ein albernes Schulmädchen benehmen, das den Star der Football-Mannschaft anhimmelte!

Mrs. Hendersens hörbares Räuspern riss sie aus den Gedanken. „Ich muss mich leider entschuldigen. Versprechen Sie mir, ihn nicht zu lang mit Beschlag zu belegen, Emily. Meine anderen Gäste brennen darauf, sich mit Dan zu unterhalten.“

„Selbstverständlich!“ Sobald sie das Geschäftliche besprochen hatten, würde sie ihn vor die Küchentür setzen. „Also“, begann sie, ohne lange um den heißen Brei herumzureden, „was kann ich für Sie tun, Mr. Tarim?“

„Bitte nennen Sie mich Dan, und darf ich Sie Emily nennen?“

„Wie Sie wünschen.“ Eigentlich hatte sie ihren Namen nie besonders gemocht. Sie fand ihn viel zu altmodisch. Doch aus seinem Mund klang er wie Musik.

„Ich plane eine kleine Dinnerparty, ehe ich Manhattan verlasse und in mein Heimatland zurückkehre.“

„Sind Sie zum ersten Mal in New York?“, fragte sie höflich und blickte verstohlen auf die Uhr.

„Nein, ich bin jedes Jahr mehrmals hier. Meistens geschäftlich. Bisher habe ich immer eine andere Catering-Firma beauftragt, aber Ihr heutiges Menü hat mich davon überzeugt, dass es Zeit für eine Veränderung ist.“

„Vielen Dank. Ich bin geschmeichelt.“

Und wie. Jemand wie er konnte sich schließlich jede noch so exklusive Catering-Firma der Welt leisten! Ach was, vermutlich sogar ein halbes Dutzend Privatköche. Welche Firma er wohl sonst immer beschäftigt hatte? Fragen würde sie ihn nicht, auch wenn es nie verkehrt war, die Konkurrenz im Auge zu behalten. Und ihrem angeschlagenen Ego würde es auch guttun, zumindest wenn es sich um eine angesehene Catering-Firma handelte. Aber davon ging sie eigentlich aus.

In den letzten Jahren hatte sie kaum etwas anderes getan, als zu arbeiten und sich einen Namen zu machen – auf Kosten ihres Privatlebens. Jeder Art von Anerkennung war daher Balsam für ihre Seele.

Für einen kurzen Augenblick dachte Emily an Reed. Sechs Jahre hatte ihre Beziehung gedauert. Und alle, inklusive sie selbst, hatten gedacht, dass sie eines Tages heiraten würden. Rückblickend erkannte sie, die tiefen Risse, die ihre Beziehung gehabt hatte und die nach und nach unüberwindbar geworden waren. Als das Catering nur eine kleine Nebenbeschäftigung gewesen war, hatte Reed sie noch darin unterstützt. Doch als sich das Hobby nach und nach zu einer lukrativen Karriere entwickelte und Emily sogar in der New York Times erwähnt wurde, kühlte sich seine...