Sekt Guide Nahe Pfalz Rheinhessen - über 240 Sekte von 68 Produzenten

Die Betriebe

Alois Kiefer und seine Frau Rita gründeten 1950 das Familienweingut mit knapp drei Hektar, die sich auf über 70 Parzellen zerstreuten. Ursprünglich gelernter Bäcker, war sich Alois auch im Vertrieb nicht zu schade mit dem Rad und bis Koblenz auf Tour zu gehen. Nach und nach stiegen drei seiner neun Kinder in den Betrieb ein: Bernhard, Michael und Andreas. Seit 2008 ist auch Bernhards Sohn Philipp als nimmermüder Netzwerker, Schaffer, Repräsentant und Kellermeister mit von der Partie. Er ist Mitglied im (ehem. Barrique) Forum Pfalz, war im Förderprogramm der Spitzentalente des VDP Pfalz und betreibt mit seinem Cousin, dem Winzer Dominic Stern das Projekt PinoTimes. Ganz nebenbei richtet er einmal im Jahr mit dem umtriebigen Sommelier Uwe Warnecke die legendäre Premiumweinmesse Véritable im Aloisiushof aus. Trotz großzügiger Unterkellerung des kompletten Stammhauses in der gemütlichen Ortsmitte von St. Martin reichte den Kiefers der Platz für ihre Fässer schon lange nicht mehr aus. Schrittweise übernahmen sie die Räumlichkeiten der Genossenschaft und installierten dort u.a. eine repräsentative Vinothek als zusätzliche Verkaufsstelle.

Die Sekte

Philipp Kiefer ist Holzfetischist und hat ein Händchen dafür. Sämtliche Grundweine baut er zu 100% im Barrique aus und das in Zweit- bis Achtbelegung. Vergoren wird in der Regel spontan. Die Cuvée Blanc de Blancs aus Chardonnay und Weißburgunder ist mit 5g Dosage sogar im Bereich extra brut angesiedelt. Sie zeigt Aromen von Birne und Honig, ist holzbetont und braucht unbedingt Zeit zum Atmen. Barock und reif erscheint der Blanc de Noirs, er erinnert an Steinobst, v.a. Pflaumen. Der Rosé ist dicht und würzig ohne rustikal zu sein. Er duftet nach Erdbeeren und Nougat. Mit feinem Litschiduft und für die Aromarebsorte sowie aus dem warmen Jahr 2018 erstaunlich elegant ist der Gewürztraminer. Ein wirklich sehr guter Allrounder.

Steffen Mugler lebt mit seiner Familie in Maikammer und ist Inhaber des Weinguts Schädler. Sein Freund und Winzerkollege Michael Andres hat seinen Betrieb in Ruppertsberg. 1989 starteten die beiden ihr Sektprojekt Andres & Mugler mit einem geschenkten 1000l Fass und rutschten sofort auf die Erfolgsspur. Gleichzeitig besetzten sie damit auch ganz bewusst eine damals unterrepräsentierte Nische. Den Sekt genauso zu machen, wie die beiden es wollen war Michael Andres von Anfang an wichtig. Sowohl die Weingüter als auch die Sektkellerei werden biodynamisch bewirtschaftet. Dabei bedeutet Biodynamie für Steffen Mugler weit mehr als nur die Stärkung von Pflanzen und Boden mit homöopathischen Mitteln. Sie reicht in viele andere Lebensbereiche. Für ihn ist es die Haltung, mit der er die Weinberge, das Handwerk, oder auch die Mitmenschen betrachtet.

Die Sekte

Die Kollektion von Andres & Mugler gehört mit 10 verschiedenen Sekten zu den umfangreichsten der Pfalz. Dabei steht sie solide wie eine Phalanx, jedes Produkt zeichnet sich durch hohe Präzision und exakten Charakter der Sorten aus. Besonders Riesling und Weißburgunder zeigen sich äußerst sortentypisch, verspielt und sehr zart. Der Riesling erscheint zu Beginn rauchig-mineralisch nach Zitrone und Tafelkreide, später mit einem Tick Marzipan. Er bleibt mitreißend frisch, komplex, elegant mit viel saftiger Säure. Den Pinot Blanc charakterisiert ein Begriff: Grün. Grün nicht im Sinne von Unreife, sondern feine grüne Birne und aromatisches grünes Fruchtgummi. Ebenfalls sehr subtil und somit extrem animierend. Die Zusammensetzung der Cuvée Elena ist etwas ungewöhnlich: Chardonnay, Auxerrois und Schwarzriesling. In ihrer verspielten Art erinnert sie an Steinobst, v.a. an Zwetschge. Sie hat eine tolle Würze, eine feine Balance und zeigt edelbittere Länge. Mit der Cuvée Anniversaire XXX machten sich Michael Andres und Steffen Mugler im Sommer 2019 ihr persönliches Geburtstagsgeschenk zum 30. Es besteht aus 80 % Chardonnay und 20 % Pinot Meunier aus dem Tonneau. Einerseits feinwürzig nach Zitronentarte und Marzipan hat es zugleich eine schmeichelnde balsamische Art. Happy Birthday oder besser Bon Anniversaire! Der Blanc de Noir ist eine Cuvée aus Spätburgunder und Schwarzriesling. Er hat eine leichte Tönung von Melone, duftet frisch geöffnet nach Erdbeere und Lakritze. Mit etwas Belüftung nuancierter, harmonischer mit feiner Säure und Drive. Mangofarben steht der reinsortige Pinot Noir Rosé im Glas. Seine fruchtige Nase nach Kirsche und Johannisbeere wird unterstrichen von einer triggernden Umami-Note. Er bietet viel Zug, saftige Säure, bleibt in allen Gläsern kalt-fruchtig, erfrischend und sehr lang. Seit Jahren ist der Muskateller Fleur d’Emely eine Bank. Auch aus 2018 präsentiert er sich glasklar und erfrischend, duftet nach Wiesenkräutern, etwas Muskat und Zitrone. Insgesamt leichtfüßig und sehr reizvoll.

Das Familienweingut wurde 1968 gegründet und liegt in Meddersheim an der oberen Nahe. Einige der Top-Lagen erstrecken sich sogar noch in die dortigen Seitentäler. Und wenn das Gegenteil von Vorsprung der Nachsprung ist, so spielt dieser Heiko Bamberger und seinen Sektgrundweinen dort in die Karten. Der Vegetationsverlauf an der oberen Nahe liegt bereits im Vergleich zu Bad Kreuznach eine Woche, zum Mainzer Becken um zwei Wochen zurück. Übernommen hat er es von seinem Vater, der den Gemischtbetrieb auf ein reines Weingut umgestellt hat. Bereits dessen Leidenschaft galt dem Sekt und den Reisen in die Champagne. Heiko Bamberger durfte ihn als Jugendlicher begleiten, allein schon weil er dabei als Übersetzer fungieren...