Mainz MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps und Web-App mmtravel.com

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von: Johannes Kral

Michael Müller Verlag, 2024

ISBN: 9783956548659 , 204 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 15,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

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Wege durch Mainz
Im Wahrzeichen der Stadt
Tour 1
Einst Repräsentant der Macht der Erzbischöfe und Krönungsstätte, ist der Dom heute nicht nur die Bischofskirche der Diözese, sondern auch das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt Mainz.
Willigis-Türen, ältestes Ausstattungsstück des Doms
Udenheimer Kreuz, der Gottessohn als Triumphator
Domschatz, kostbare liturgische Utensilien
Mit Dommuseum und Domschatz
Der Mainzer Dom
Rund 1000 Jahre gehörten die Mainzer Erzbischöfe zu den einflussreichsten Männern Europas. Mit dem Dom St. Martin errichteten sie ab 975 ein repräsentatives Zentrum ihrer religiösen wie auch weltlichen Macht. Über die Jahrhunderte war die Kathedrale stumme Zeugin bedeutender geschichtlicher Ereignisse, hier wurden Könige gekrönt, Reichstage und große Synoden abgehalten. Aber der Sakralbau wurde auch immer wieder Opfer von Bränden und Kriegen. Insgesamt siebenmal fiel das Gotteshaus den Flammen zum Opfer. Heute ist der Mainzer Dom die touristische Hauptattraktion der Stadt. Damit das auch so bleibt, wird der Dom seit dem Jahr 2000 wieder einmal umfassend restauriert. Dabei handelt es sich nicht um das Finale der Arbeiten, sondern lediglich um eine weitere Etappe in der bereits über 10 Jahrhunderte andauernden Baugeschichte der opulenten Kirchenanlage.
Baugeschichte
Den Grundstein für den Bau eines neuen Doms legte Erzbischof Willigis im Jahre 975. Mit seiner Ernennung durch den Kaiser war er im gleichen Jahr Vorstand der größten Kirchenprovinz außerhalb Roms geworden, überdies erhob der Papst ihn zu seinem legitimen Stellvertreter nördlich der Alpen. Da er als Erzbischof von Mainz das Amt des Erzkanzlers innehatte, gewann er auch politisch großen Einfluss im Heiligen Römischen Reich. Die Errichtung einer prachtvollen Kathedrale nach dem Vorbild des Petersdoms in Rom sollte nun den herrschaftlichen Anspruch des Erzbischofs und die herausragende Stellung der Mainzer Kirche architektonisch repräsentieren. Nach den Plänen von Willigis und seinen Baumeistern entstand das romanische Fundament der dreischiffigen Basilika mit mächtigem Querschiff und je einem Chor im Westen und im Osten. Zum Rhein hin wurde eine Empfangskirche errichtet, die durch Säulenarkaden mit der Mutterkirche verbunden war. Auch wenn heute vom Gründungsbau neben wenigen Mauerresten nur noch die unteren Etagen der beiden Flankentürme am Ostbau erhalten sind, so war die Ausdehnung des Willigis-Baus doch maßgebend für alle Veränderungen in den folgenden Jahrhunderten.
Der Gründungsvater erlebte die Fertigstellung seines Bauwerks allerdings nicht mehr. 1009 brannte der Dom nach rund 30 Jahren Bauzeit in der Nacht vor seiner Weihe bis auf die Grundmauern ab. Wahrscheinlich wurde die Kathedrale Opfer der Fackelbeleuchtung, die anlässlich des bevorstehenden Weihetages zur gebührenden Illumination angebracht worden war. Erst unter Erzbischof Brado konnte der Dombau vollendet und 1036 feierlich eingeweiht werden. Bis dahin mussten die Erzbischöfe mit dem schlichten, alten Dom vorliebnehmen, der sich an der Stelle der heutigen Johanniskirche befand und in Größe und Ausstattung längst unwürdig erschien. Schließlich war Mainz mit seinen zahlreichen Suffraganbistümern die größte mitteleuropäische Kirchenprovinz, die sich vom schweizerischen Chur über Prag bis nach Hildesheim und noch weiter in den Norden erstreckte.
In den kommenden Jahrhunderten wurde das Gotteshaus immer weiter aus- und umgebaut sowie um weitere Bauwerke ergänzt. Nach einem erneuten Dombrand 1081 versah man die Ostgruppe im 12. Jh. mit einer halbrunden Apsis. Zur Marktseite hin entstand bis 1137 die Gotthard-Kapelle, die dem Erzbischof als exklusive Privatkapelle diente. Knapp 100 Jahre später wurden die Arbeiten zum Aufbau der formenreichen Westgruppe mit ihrem großen Vierungsturm und den beiden Seitentürmen abgeschlossen. Mit einer erneuten Weihe im Jahr 1236 war der Dombau in seiner heutigen Grundform und wesentlichen Gestaltung vollendet.
Gegen Ende des 13. Jh.s erfolgten die ersten Eingriffe in die romanische Architektur. Das Langhaus wurde an der Nord- und Südseite um gotische Seitenkapellen erweitert. Ab 1390 wurde der doppelgeschossige Kreuzgang im Stile der Spätgotik angelegt. Und auch die Türme des Ost- und Westchores wuchsen nach und nach immer höher hinaus.
Nach Abschluss der gotischen Umgestaltungsarbeiten wurden bis Mitte des 18. Jh.s kaum weitere Veränderungen an der äußeren Erscheinung des Doms vorgenommen. Erst im ausgehenden Barock kam es wieder zu nennenswerten Baumaßnahmen. Zwischen 1769 und 1774 setzte der Würzburger Architekt Franz Ignaz Michael Neumann dem westlichen Hauptturm seinen mehrstöckigen steinernen Helm auf, der das Gebäude und das gesamte Stadtbild bis heute prägt. Auch der Wetterhahn auf der Spitze des 82 m hohen Westturms, der sog. Domsgickel, und die Domhäuser auf der Marktseite, die teils heute noch von Mitgliedern des Domkapitels als Wohnhäuser genutzt werden, stammen aus dem Spätbarock.

Vom Rathausplatz aus zu sehen: die Domtürme

Während der neunmonatigen Mainzer Republik (1792/93) wurde der Dom im Zuge der deutschen Belagerung schwer beschädigt. Neben den Dächern des Langhauses und dem Kreuzgang wurde vor allem die östliche Turmgruppe Ziel preußischer Bombardements. Bis 1828 errichtete der hessische Hofbaumeister Georg Moller daraufhin eine eiförmige Eisenkuppel als neuen Abschluss des gotischen Mittelturms. Dieser spektakuläre Kuppelbau wurde aber bereits 40 Jahre später wieder abgetragen und durch den heutigen spitzen Turmhelm ersetzt. Grund hierfür waren vermutete Statikprobleme, darüber hinaus konnte die außergewöhnliche Konstruktion aber auch nie große Sympathie in der Bevölkerung erlangen. Alles in allem hat der Dom die revolutionären Jahrzehnte mit einem blauen Auge überstanden, besonders wenn man bedenkt, dass die Franzosen die Kathedrale als Proviantmagazin, Lazarett oder Schweinestall nutzten und kurzzeitig sogar einen Abriss in Erwägung zogen. Auch wenn dieses Vorhaben glücklicherweise verworfen wurde, so gingen doch zahlreiche Domschätze in jener Zeit verloren: 1801 wurde fast die komplette Inneneinrichtung versteigert.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Gebäuden der Altstadt trug der Dom nur geringfügige Schäden durch die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg davon. Zwar brannten die meisten Dächer ab und der Kreuzgang wurde in Teilen zerstört, das Domgewölbe blieb aber intakt. Und so konnte man nach gut 20 Jahren Restaurierung im Jahr 1975 planmäßig das tausendjährige Domjubiläum feiern.
In den frühen Phasen des Dombaus stellten weniger die technischen Herausforderungen die Baumeister vor Probleme, da man sich diesbezüglich auf die traditionelle Handwerkskunst der Steinmetze stützte. Viel häufiger galt es, logistische Hürden zu überwinden. So mussten Tausende Steine aus dem Spessart und später aus dem Weisenauer Steinbruch zur Baustelle geschafft werden - für die damalige Zeit eine Meisterleistung! Auch heute noch kommt der rötliche Sandstein, wenn Ausbesserungen nötig sind, aus der Gegend um das unterfränkische Miltenberg. Und irgendetwas gibt es eigentlich immer zu tun - im Schnitt bedarf das Gotteshaus alle 50 Jahre einer Generalüberholung. Nachdem der Dom zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts umfassend restauriert und mit neuen Fundamenten stabilisiert wurde, ist St. Martin seit 2000 einmal mehr zur Baustelle geworden. Bis mindestens 2024 soll das Kirchenmonument mit einer Grundfläche von heute 4600 m2 für rund 25 Mio. € umfassend renoviert werden. Die Außenfassaden der Domtürme wurden mit Hubschrauber und Spezialkamera minutiös auf den Restaurierungsbedarf überprüft. Mittlerweile sind die Sanierungsarbeiten zwar schon sichtbar fortgeschritten, hier und da werden aber noch für einige Zeit Gerüste stehen.
Rundgang durch den Dom
Aus der Ferne und von vielen Orten in der Innenstadt ist von der sechstürmigen Silhouette der Kathedrale eigentlich immer etwas zu sehen. Je weiter man sich dem „Domgebirge“ aber nähert, desto mehr scheint sich die Basilika vor neugierigen Blicken wegzuducken. An drei Seiten schmiegen sich Gebäude an die Außenfassaden, als wollten sie das Baudenkmal beschützen. Am Leichhof verdecken das Domstiftsgebäude sowie ein Nachkriegsbau das Gotteshaus, im Westen versperrt eine Geschäftspassage die freie Sicht auf den Hauptturm. Und an der Marktseite drängen sich die Rokokohäuser aus dem 18. Jh. sowie die St.-Gotthard-Kapelle mit der Bonifatius-Statue in den Vordergrund.
Nur vom Liebfrauenplatz hat der Betrachter einen unverbauten Blick auf die mächtige Ostgruppe mit ihren drei Türmen. Der Marktplatz, der größte der drei Domplätze, geht zum Rhein hin in den Liebfrauenplatz über. Im Westen wird er durch den kleinsten Domplatz, das Höfchen, begrenzt.
Drei Eingänge führen ins Innere des Doms: Nur zu Gottesdiensten ist der Zugang über den Leichhof möglich, ansonsten gelangt man von Osten auf der Domstraße in den Kreuzgang. Auf der Marktseite liegt der Haupteingang - es bietet sich an, eine Erkundungstour durch den Dom hier zu starten.
Zwischen den Domhäusern hindurch gelangt man zum Marktportal mit den bronzenen Willigis-Türen - das älteste Ausstattungsstück der Kathedrale. Die...