Giftfrei gärtnern. Die besten Methoden und Tipps für einen naturnahen Garten ohne Chemie. Natürliche Pflanzenschutzmittel und Dünger selbst herstellen. - Ohne Insektizide, Pestizide, Herbizide, Fungizide

Giftfrei gärtnern. Die besten Methoden und Tipps für einen naturnahen Garten ohne Chemie. Natürliche Pflanzenschutzmittel und Dünger selbst herstellen. - Ohne Insektizide, Pestizide, Herbizide, Fungizide

von: Sandra Lefrançois

Bassermann, 2021

ISBN: 9783641269869 , 96 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 7,99 EUR

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Mehr zum Inhalt

Giftfrei gärtnern. Die besten Methoden und Tipps für einen naturnahen Garten ohne Chemie. Natürliche Pflanzenschutzmittel und Dünger selbst herstellen. - Ohne Insektizide, Pestizide, Herbizide, Fungizide


 

BIODIVERSITÄT IM GARTEN FÖRDERN


„Der Feind meines Feindes ist mein Freund“ – nach diesem Prinzip lässt sich das Treiben von Schädlingen auf natürliche Weise begrenzen. Indem wir die Hilfsfauna in unseren Garten einladen und die Biodiversität mit Blühstreifen, Grünstreifen oder Insektenhotels fördern, schützen wir unsere Pflanzen auf natürliche Weise, ohne gesundheitsschädliche und umweltbelastende Stoffe einsetzen zu müssen!

DIE VORTEILE EINER VIELFÄLTIGEN FAUNA


Anstatt Schädlinge direkt zu beseitigen, schaffen pestizidfrei Gärtnernde günstige Bedingungen für eine große Vielfalt an Tieren in ihrem Garten, die bei der Regulierung von Schädlingen helfen: deren natürliche Feinde.

Das bekannteste Beispiel für einen Nützling dieser Hilfsfauna ist der Marienkäfer , dessen Larve im Verlauf ihrer Entwicklung bis zu 600 Blattläuse verspeist. Weniger bekannt sind parasitäre Wespenarten, die ihre Eier im Inneren von Blattläusen und Raupen ablegen und so letztlich deren Tod verursachen.

© Sandra Lefrançois

Diese natürliche Regulierung ist häufig ausreichend, um potenziell schädliche Insekten unter Kontrolle zu halten. Sind sie nur in kleiner Anzahl vorhanden, verursachen sie nur geringfügige Schäden. Das heißt: Siedelt sich im Garten eine vielfältige Fauna an, erhöht sich dort das ökologische Gleichgewicht, und die Anfälligkeit für Angriffe „schädlicher“ Insekten nimmt ab. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie sich diese Hilfsfauna am besten anlocken lässt.

Zuerst bietet man ihr eine Vielzahl an Unterschlupfmöglichkeiten und Nahrungsquellen, wobei uns spontan gedeihende Pflanzen helfen können – unter der Voraussetzung, dass sie toleriert werden und wir nicht das kleinste Büschel Wildkräuter dafür herausreißen. Wenn wir zum Beispiel in einer Ecke des Gartens einige Brennnesseln stehen lassen, ist dies eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Blattläuse und damit auch die Marienkäfer anzulocken, die ihre Eier nur auf bereits befallenen Pflanzen ablegen.

Naturnahes Gärtnern verlangt eine größere Toleranz, denn es verträgt sich nicht gut mit einem zu gründlich gepflegten Garten, in dem jede Blattlaus eliminiert wird. Insgesamt nehmen die rund 20 Millionen Hausgärten und eine Million Schrebergärten in Deutschland eine Fläche von etwa 930 000 Hektar ein, das entspricht mehr als einem Drittel der gesamten Naturschutzgebietsfläche des Landes, und damit spielen sie für den Erhalt der Biodiversität eine sehr wichtige Rolle.

Nützling oder Schädling?

Ob ein Lebewesen „nützlich“ oder „schädlich“ ist, ist nicht immer einfach zu entscheiden, denn diese Bestimmung nimmt nur der Mensch nach seinen Kriterien vor. Die Natur kennt diese Begriffe nicht. Vieles kann man zudem von zwei Seiten betrachten, wie das Beispiel des Maulwurfs zeigt. Dieses kleine Säugetier befreit den Garten von zahlreichen Insekten, hat zugleich jedoch die ärgerliche Angewohnheit, auf den Rasenflächen kleine Erdhügel zu produzieren.

© Photononstop /Biosphoto: /NouN

DIE BEDEUTUNG VON BEGLEITPFLANZEN


Wild- und Kulturpflanzen spielen im Garten eine sehr wichtige Rolle. Als erstes Glied in der Nahrungskette bieten sie der Tierwelt Unterschlupf und Nahrung, insbesondere den Nützlingen der Hilfsfauna, ob dies nun Bestäuber sind oder natürliche Feinde der Schädlinge von Kulturpflanzen.

Hohe und niedrige Pflanzen, solche mit hohlen und mit markhaltigen Stängeln, mit Blütezeiten, die sich über die Gartensaison verteilen, mit verschiedenen Blütenformen … Je vielfältiger die Vegetation ist, desto größer wird auch die Vielfalt an Insekten und damit der Hilfsfauna ausfallen. Deshalb ist es so überaus wichtig, die Kulturen zu mischen und – zumindest in kleinem Umfang – Wildpflanzen im Garten zu tolerieren.

Wirtspflanzen für die Hilfsfauna

Sollen Nützlinge zur rechten Zeit im Garten sein, müssen sie dort Bedingungen vorfinden, die ganzjährig zu ihrem Lebenszyklus passen. Dazu zählen insbesondere Unterschlupf und Nahrung. Bestimmte Insekten wie die Florfliege fressen im Larvenstadium Blattläuse, was natürlich für jeden Gärtner interessant ist. Als adulte Florfliegen hingegen ernähren sie sich von Pollen und Nektar.

Schafgarbe

Die Schafgarbe, eine weiß blühende, häufig auf Trockenwiesen anzutreffende Pflanze, ist für die Hilfsfauna eine der wertvollsten Wildpflanzen. Aufgesucht wird sie von kleinen Bienen, Schwebfliegen, Marienkäfern, Fliegen und Wespen, die als Bestäuber agieren oder natürliche Feinde von Schädlingen der Anbaupflanzen sind. Daher ist die Schafgarbe gelegentlich Teil von Blühstreifen, die von professionellen Obstbauern angelegt werden. Man findet sie in der Wildform oder als Zierpflanze in verschiedenen Farben (Rosa, Gelb). Sie kommt zudem mit Trockenheit gut zurecht.

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Nektarpflanzen

Damit Nützlinge sich ganzjährig wohlfühlen, bietet der Naturgarten über einen langen Zeitraum blühende Pflanzen. Unter der großen Vielfalt ragen besonders zwei Familien heraus: die Korbblütler (Asteraceae, Compositae) und die Doldenblütler (Apiaceae).

Unter den Korbblütlern findet man viele unserer Gartenblumen, wie Kosmeen, Zinnien, Sonnenblumen, Purpur-Sonnenhut. Ihre lange Blütezeit sichert der Hilfsfauna – insbesondere den Schmetterlingen – Pollen und Nektar. Zu den Blumen mit der längsten Blütezeit, vom Frühjahr bis zum ersten Frost, gehören Ringelblume und Tagetes. Ebenfalls interessant sind sehr früh blühende Pflanzen wie der Gämswurz (April) oder späte Blüher wie Astern (Juli–November, je nach Sorte) und Helianthus oder mehrjährige Sonnenblumen (September–Oktober). Unter den Wildpflanzen sind die Korbblütler sehr zahlreich. Zu nennen sind hier Schafgarbe (siehe Kasten hier), Löwenzahn, Margerite, Flockenblume, Kleines Habichtskraut oder auch, weniger bekannt, der Gemeine Rainkohl, eine unauffällige kleine gelbe Blume. Zu den Doldenblütlern gehören Petersilie, Engelwurz, Fenchel, Koriander , Kerbel und Karotte. Sie zählen zu den Pflanzen, die von Nützlingen am meisten aufgesucht werden. Auf ihren kleinen Blüten können viele Insekten, wie die Schwebfliegen, problemlos Nektar und Blütenstaub sammeln, der Blütenstand in Form einer Dolde bildet eine ausgezeichnete Landebahn für Insekten. Von den Wildpflanzen wird die Wilde Möhre, ein Vorfahr unserer Gartenmöhre, häufig in die Pflanzenmischungen von Blühstreifen zum Schutz der Obstgärten aufgenommen. Die Blüten des Wiesen-Bärenklaus ziehen Schwebfliegen und Schlupfwespen an, sie sind natürliche Feinde von Schädlingen. Nicht zu vergessen die Lippenblütler, zu denen Lavendel, Rosmarin, Salbei, Taubnessel, Thymian und Oregano zählen. Sie wirken geradezu magnetisch auf Schmetterlinge, Hummeln und weitere Bestäuber. Die wild wachsende Weiße Taubnessel – wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Brennnessel auch „Weiße Brennnessel“ genannt – wird im Frühling intensiv von Hummeln besucht. Purpurrote Taubnessel und Gundermann blühen zur Freude der ersten Nektar und Pollen sammelnden Insekten ab Winterende, häufig vor den Kulturpflanzen.

© Sandra Lefrançois

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Kletterefeu

Seinem schlechten Ruf zum Trotz ist Kletterefeu eine für die Ökosysteme sehr vorteilhafte Pflanze. Seine Blüten bieten Bienen, Hummeln und Schmetterlingen eine der letzten Pollenquellen der Saison. Man muss nur im September an einem blühenden Efeu vorbeilaufen, um das unaufhörliche Summen zu vernehmen. Sein Laub bietet Vögeln und kleinen Säugetieren einen wertvollen Unterschlupf, und seine Früchte sind im Winter eine Nahrungsquelle für Vögel.

Dem Kletterefeu wird häufig – zu Unrecht – vorgeworfen, ein Baumschmarotzer zu sein. Dies trifft absolut nicht zu: Anders als die Mistel zapft der Efeu den Saft der Bäume nicht an. Allerdings kann er bei einem alten Baum die Anfälligkeit gegenüber Wind erhöhen. Warum sollte man also dem Efeu nicht erlauben, sich anzusiedeln, wenn keine Gefahr von ihm ausgeht – in einer Hecke beispielsweise?

Überlassen Sie der Natur ein paar Ecken im Garten!

Sie können in Ihrem Garten ohne Weiteres einige Bereiche mit hohem Gras stehen lassen, als Streifen oder Rechteck, in Form von Grasbüscheln unter einem Baum beispielsweise. Diese sogenannten Grasstreifen sind für zahlreiche nützliche Insekten wie Marienkäfer, Florfliegen, Laufkäfer, Spinnen, aber auch für kleine Säugetiere und Vögel günstig.

Wenn Sie die Ränder akkurat mähen, entsteht ein schöner Kontrast zum unordentlichen Aussehen des Grasstreifens. Falls Ihr Wildbereich groß ist, können Sie auch einen kleinen Weg dazwischenmähen, von dem aus sich Pflanzen und Insekten aus der Nähe beobachten lassen. Die einzige Pflege, die Sie vorsehen müssen, ist eine späte Mahd (mit Freischneider, Sense oder Rasentrimmer) im Herbst oder am Ende des Winters, damit im folgenden Jahr die niedrigen Pflanzen Licht abbekommen und eine größere (Bio-)Diversität begünstigt wird. Bringen Sie das Gemähte nach Möglichkeit auf den Kompost, oder verwenden Sie es als schützende Bodenbedeckung in Ihrem Gemüsegarten oder auf Ihren Beeten.

Ein weiterer Schatz für Insekten: die Gattung Phacelia, die als Gründünger bekannt ist. Ihre hübschen blauen Blüten, die besonders viel Nektar bieten, ziehen Bienen, Hummeln, Marienkäfer und Schwebfliegen an.

Pflanzen als Insektenreservoir

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