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Föhr & Amrum Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps.
von: Katz Dieter
Michael Müller Verlag, 2021
ISBN: 9783966850315 , 232 Seiten
4. Auflage
Format: ePUB
Kopierschutz: Wasserzeichen
Preis: 11,99 EUR
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Föhr & Amrum Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps.
Wyk4500 Einwohner
Das Meer ist allgegenwärtig und Lebensmittelpunkt. Wyk liegt im geschützten Südosten Föhrs und ist wegen seines Hafens Dreh- und Angelpunkt der Insel. Die Kleinstadt ist jedoch nicht nur Verkehrsknoten, Einkaufs- und Verwaltungs- sowie kulturelles Zentrum, sondern mit seinem weiten, nach Süden ausgerichteten Badestrand auch Föhrs beliebtestes Urlaubsziel.
In Föhrs Hauptort legen die vom Festland kommenden Fähren an, hier wird auch der Verkehr nach Amrum abgewickelt und es gibt es sogar einen regen Schiffsverkehr zu den Halligen. Das alles macht Wyk nicht nur zum einzigen Hafen Föhrs, sondern gleichzeitig zum größten Hafen der Nordfriesischen Inseln. Ein Besuch lohnt, nicht nur wegen der vielen an- und ablegenden Fähren, denn im sturmflutsicher auf einem Hügel erbauten Reedereigebäude am Fähranleger befindet sich auch Föhrs zentrale Touristeninformation. Daneben gibt es einen großen Sportboothafen. Ab und zu liegen auch ein paar Krabbenkutter oder Arbeitsschiffe an der Mole. Fangfrischen Fisch und frische Krabben gibt es hier jedoch nur selten zu kaufen, eine Fischbude beim Hafenamt sorgt aber auf jeden Fall für frischen Matjes, Räucherfisch oder leckere Fischbrötchen. Im Sommerhalbjahr findet auf dem Hafengelände jeden Sonntag (10-15 Uhr) ein beliebter Fischmarkt statt. Aber entgegen seinem Namen wird hier nur wenig Fisch angeboten, vielmehr ist er eine Mischung aus Bauern- und Flohmarkt mit allerlei Essen und Trinken, Obst, Textilien, Kunsthandwerk, Kinderkarussell und anderem mehr. Am Vorhafen erinnert der von einem Schiffsrelief gekrönte Pfahl mit Sturmflutmarken von 1825 bis 1981 an die tosenden Gewalten der Nordsee. Den höchsten Pegelstand erreichte die Sturmflut von 1825 mit satten 4,67 m über normal.
Alle Sehenswürdigkeiten lassen sich in Wyk bequem zu Fuß erkunden. Wer nicht mit dem Pkw unterwegs ist oder nach der Ankunft auf der Insel in einen der dort wartenden Busse steigt, erreicht südlich des Hafens nach nur wenigen Schritten die von einem Deich (mit dem „Stöpe“ genannten Fluttor) geschützte Altstadt mit ihrer ausgedehnten Fußgängerzone. Diese Hauptflaniermeile erstreckt sich vom promenadenartigen Sandwall bis zum Glockenturm, lädt zum Bummeln ein und bietet neben einigen netten Läden reichlich Freiluftgastronomie. Der Glockenturm selbst ist das Wahrzeichen von Wyk und wacht an der Stelle über die Altstadt, wo die beiden Einkaufsstraßen Große Straße und Mittelstraße aufeinandertreffen.
Kleinod inmitten der Fußgängerzone: Carl-Häberlin-Straße
Inmitten der ausgedehnten Fußgängerzone bildet die klinker- und natursteingepflasterte Carl-Häberlin-Straße mit ihren kleinen, denkmalgeschützten Spitzgiebelhäusern ein besonders schönes Ensemble. Hier sind noch einige der sog. Kapitänshäuser weitgehend original erhalten geblieben. Die kleinen, rosenberankten Häuser, in denen sich hier und dort nette Restaurants befinden, geben einen Eindruck davon, wie Wyk in alter Zeit ausgesehen haben mag. Entlang der Prachtpromenade Sandwall ist dagegen noch ein wenig von der Bäderarchitektur (Gründerzeitstil) der vorletzten Jahrhundertwende anzutreffen. Ansonsten dominieren den Ort niedrige, eher unspektakulär verklinkerte Giebelhäuser modernerer Vorortbauart und nicht allzu große Apartmentkomplexe. Von voluminösen Bausünden aus den 1970er- und 80er-Jahren ist Wyk - bis auf einige markante Ausnahmen - weitgehend verschont geblieben.
Westlich des Fußgängerbereichs, in der Nähe der Windmühle (Galerieholländer), erstreckt sich ein Viertel mit einigen schönen, alten Villen. Dort ist mit dem Park an der Mühle ein wahres Kleinod mit gepflegtem Rosen- und Bauerngarten, Brunnen und Teich entstanden, und sogar ein Storchenpaar brütet hier.
Überhaupt ist Wyk eine erstaunlich grüne Stadt. Schon früh hat man vielerorts mit umfangreichen Baumanpflanzungen begonnen. So zieht sich ein grünes, von schattigen Bäumen flankiertes Wegenetz v. a. durch den Westen Wyks. Es beginnt beim kleinen Storchengehege in der Feldstraße (nahe dem Friesenmuseum) und führt - mit zwei großen Spielplätzen - nicht nur zum Nordsee-Kurpark, sondern sogar fast bis zum Flugplatz am Ortsausgang Richtung Nieblum. Die Einheimischen sagen, sie gehen „durch den Wald“, wenn sie diese wegen des dichten Bewuchses wunderbar windgeschützten Wege nutzen. Auch der Nordsee-Kurpark, der heute längst kein klassischer Kurpark mehr, sondern ein stattlicher Wald geworden ist mit über hundertjährigen seltenen Bäumen wie Zypressen, riesigen Fichten und auch Ginkgos, untermauert den Ruf Föhrs als grüne Insel. Die alten Blockhütten im Park dienen als Dienstunterkünfte des (jungen) Teams der Schutzstation Wattenmeer.
Seglerbrücke Wyk: bei Hochwasser überflutet
Trotz seiner nur 4500 Einwohner hat Wyk kleinstädtischen Charakter, denn zur Hochsaison füllt sich der Ort merklich. Dann leben hier etwa 20.000 Menschen, weil die meisten Ferienwohnungen der Insel im Stadtgebiet zu finden sind - und das aus gutem Grund: Vom Hafen aus erstreckt sich über die gesamte Südostspitze der Insel ein kilometerlanger Strand. Dieser ist dicht mit Strandkörben belegt und hat an den Zugängen reichlich Duschen, um nach dem Baden den Sand abzuspülen. Zusammen mit der guten Infrastruktur der Stadt sind das ideale Voraussetzungen für einen Urlaubsort, der trotz allem nicht überfüllt wirkt. Denn auch wenn in der Hochsaison kaum eine freie Unterkunft in Wyk zu ergattern ist und kein Urlauber an der im Vergleich zur übrigen beschaulichen Insel recht betriebsamen „Hauptstadt“ vorbeikommt, so ist doch abseits von Fußgängerzone und Hauptstrand selbst im Hochsommer vieles von jener erholsamen Ruhe zu spüren, für die ganz Föhr berühmt ist.
Gäste, die eine gewisse Betriebsamkeit schätzen, kommen dennoch auf ihre Kosten. Gerade an der ersten Adresse im Ort, der belebten Uferpromenade Sandwall, ist immer etwas los. Hier gibt es Hotels, Straßencafés, Geschäfte, Gastronomie, ein Kino und den Kurgartensaal für kulturelle Veranstaltungen. Dazwischen steht ein kleiner, reetgedeckter Musikpavillon, in dem die Kurkapelle aufspielt (i. d. R. zweimal täglich). Auf der Uferpromenade standen einst 1000 prächtige Ulmen, die jedoch - wie überall in Europa - bis Ende der 1980er-Jahre restlos der Ulmenkrankheit zum Opfer fielen und dann durch eine Reihe von Kastanien, Akazien und Ginkgos ersetzt wurden. „Sehleute“ genießen von hier aus den Blick auf das Wattenmeer und die wie große Schiffe am Horizont aufgereihten Warften der Halligen Oland und Langeneß. Auch sonst gibt es hier allerlei zu sehen: den Gezeitenbrunnen auf dem Seebrückenvorplatz, am Strand ragt die sog. Mittelbrücke als kleine Seebrücke ins Wattenmeer, davor tummeln sich Beachvolleyballer auf drei Feldern und messen sich fast den ganzen Tag im Pritschen und Baggern. Von einer kleinen Tribüne, die gerne von Zuschauern belagert wird, kann man dem sportlichen Treiben zuschauen. Ein Stück weiter gibt es noch eine zweite kleine Seebrücke, die sog. Seglerbrücke. Diese wird schon bei der zweimal täglich auflaufenden Flut nahezu überspült. Auf Höhe der Brücke geht der geschäftige Sandwall in eine ruhigere Strandpromenade über, die zunächst bis zum Südostende der Insel mit dem nur 10 m hohen Leuchtturm Olhörn (Baujahr 1952) und dann kilometerlang am strandkorbbestückten Südstrand entlangführt.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Wyks ist die St.-Nicolai-Kirche. Sie wurde im Mittelalter knapp 2 km westlich des Hafens im heutigen Ortsteil Boldixum erbaut. Die engen und gemütlichen Gassen nordöstlich der Kirche am Übergang zwischen Geest und Marschland geben noch einen Eindruck von der ursprünglichen Struktur des alten, früher selbstständigen Friesendorfs.
Das „Who’s who“ des 19. Jahrhunderts
An manchen Häusern erinnern Gedenktafeln an berühmte Persönlichkeiten, die dem Kurort die Ehre gaben. Allen voran der Märchendichter Hans Christian Andersen, der als Gast des dänischen Königspaares im Jahr 1844 zwei Wochen in der Großen Straße 16 residierte (im Vorgängerbau des Hauses der Tageszeitung „Der Insel-Bote“). Im Kurgartenhaus (Sandwall 38, gegenüber der Konzertbühne) residierte der Walzerkönig Johann Strauß im Jahr 1879 und komponierte in Wyk den Walzer „Nordseebilder“. Auch der Dichter Theodor Fontane genoss für einige Wochen im Sommer 1891 am Sandwall (Ecke...