Fokus Prostata - Antworten zu Prävention - Behandlung - Heilung

Fokus Prostata - Antworten zu Prävention - Behandlung - Heilung

von: Christoph Pies

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, 2021

ISBN: 9783968595085 , 128 Seiten

Format: ePUB

Kopierschutz: Wasserzeichen

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Preis: 9,99 EUR

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Fokus Prostata - Antworten zu Prävention - Behandlung - Heilung


 

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Was ist eigentlich Prostatakrebs?

Mit zunehmendem Alter funktionieren die körpereigenen Kontrollmechanismen zur Bekämpfung genetisch veränderter Zellen schlechter. Wenn solche Zellen außer Kontrolle geraten und sich ungehindert vermehren, entsteht Krebs. Tumorzellen haben auch die Fähigkeit, sich von ihrem Entstehungsort über die Blutbahn in andere Organe oder über die Lymphbahnen in Lymphknoten zu verbreiten. Dann entstehen Absiedlungen, sogenannte Metastasen. Fast alle Krebsarten der Prostata sind sogenannte Adenokarzinome. Das heißt, sie entwickeln sich aus den Drüsenzellen. Deshalb wird Prostatakrebs oft als Prostatakarzinom bezeichnet. Selten können sich auch andere Gewebeanteile der Prostata bösartig verändern. Einige Prostatakrebsarten sind aggressiv und wachsen schnell, die meisten jedoch sehr langsam. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig für die Therapieplanung und Prognose.

Prostatakarzinom

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Wie häufig ist Prostatakrebs?

Die Zahl der Neuerkrankungen an Prostatakrebs lag im Jahr 2018 bei über 60.000 Fällen. Damit ist Prostatakrebs mit 23% aller neu diagnostizierten Tumorerkrankungen die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland. Bei der Sterblichkeit liegt Prostatakrebs allerdings mit einem Anteil von gut 11% aller Krebstodesfälle auf Platz zwei hinter Lungenkrebs mit knapp 25%. Die Diskrepanz zwischen der hohen Anzahl an Neuerkrankungen und der niedrigen Sterblichkeit deutet einerseits auf wirksame Behandlungsmöglichkeiten hin, denn zwei von drei Prostatakarzinomen können geheilt werden. Andererseits zeigt sie auch den oft langsamen Verlauf einer Prostatakrebserkrankung. Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit von Prostatakrebs deutlich zu. Das Lebenszeitrisiko eines Mannes, an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei 12%. Das Sterberisiko bei 3%. Vier von fünf Männern mit Prostatakrebs sterben nicht an der Krebserkrankung, sondern an anderen Ursachen. Wenn man verstorbene Männer über 70 untersucht, findet man bei zwei von drei Männern ein sogenanntes latentes (schlafendes) Karzinom, das zu Lebzeiten nie Probleme gemacht hat.

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Spielt also Alter bei der Entstehung von Prostatakrebs die entscheidende Rolle?

Ja! Das Alter ist der mit Abstand wichtigste Risikofaktor. Prostatakrebs ist bei Männern unter 40 Jahren extrem selten, aber dann steigt die Wahrscheinlichkeit, an Prostatakrebs zu erkranken, stark an. Sie verdoppelt sich alle 14 Jahre. Wie gesagt: Das Lebenszeitrisiko, jemals an Prostatakrebs zu erkranken, liegt bei gut 12%. Etwa sechs von zehn Fällen treten bei Männern über 65 Jahren auf. Das durchschnittliche Alter bei Diagnose liegt in Deutschland bei 72 Jahren.

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Spielt familiäre Vorbelastung eine Rolle?

Ja! Prostatakrebs scheint in einigen Familien gehäuft aufzutreten, was darauf hindeutet, dass ein vererbter oder genetischer Faktor eine Rolle spielt. Von einer familiären Veranlagung spricht man dann, wenn drei Verwandte ersten oder zweiten Grades betroffen sind (Vater, Sohn, Bruder, Neffe, Onkel) beziehungsweise bei zwei Fällen, die jünger als 55 Jahre alt sind. Das Risiko erhöht sich dann je nach Verwandtschaftsgrad und Anzahl der Erkrankten auf das Doppelte bis 3,5-Fache. Dennoch treten die meisten Prostatakrebserkrankungen bei Männern ohne familiäre Vorgeschichte auf. Der Anteil der familiär bedingten Prostatakrebserkrankungen liegt bei nur etwa 10%.

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Spielt die geografische oder ethnische Herkunft eine Rolle?

Ja! Prostatakrebs ist in Asien, Mittelamerika und Südamerika weniger verbreitet. Er tritt am häufigsten in Nordamerika, Nordwesteuropa, Australien und auf den karibischen Inseln auf.

Innerhalb Europas ist ein Nord-Süd-Gefälle zu beobachten. In den nördlichen Ländern ist die Erkrankung häufiger als in den Mittelmeerländern. Besonders häufig ist Prostatakrebs bei afroamerikanischen Männern. Und wenn er sich bei diesen Männern entwickelt, sind sie tendenziell jünger. Hier spielen sicher Gene eine Rolle (siehe Frage 73). Eine intensivere Früherkennung auf Prostatakrebs in den Industrieländern macht einen weiteren Teil des Unterschieds aus. Faktoren wie Lebensstil und Ernährung kommt mit Sicherheit auch eine Bedeutung zu. Die Erklärung: In Asien ist Prostatakrebs viel seltener. Wandert aber ein Asiate nach Amerika aus, so erhöht sich das Risiko für ihn und seine Nachkommen nach Jahrzehnten fast auf das Niveau der Amerikaner europäischer Herkunft.

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Gibt es denn nachgewiesene Genveränderungen?

Ja! Mehrere vererbte Genveränderungen (Mutationen) scheinen das Prostatakrebsrisiko zu erhöhen, machen aber wahrscheinlich nur einen geringen Prozentsatz der Fälle insgesamt aus.

Vererbte Mutationen der Gene HOXB13 oder BRCA1/2, die bei Frauen mit einem erhöhten Risiko für Brust- und Eierstockkrebs verbunden sind, können auch das Prostatakrebsrisiko bei Männern erhöhen. Bei Patienten afrikanischer Abstammung wurden vermehrt Veränderungen auf dem langen Arm des Chromosoms 8 gefunden.

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Spielt Übergewicht eine Rolle?

Ja! Einige Studien haben gezeigt, dass übergewichtige Männer zwar ein geringeres Risiko haben, eine langsam wachsende Form von Prostatakrebs zu bekommen, aber dafür ein höheres Risiko, an einer aggressiven und schnell wachsenden Variante zu erkranken. Männer, die fettleibig sind, also einen Body-Mass-Index (BMI) von 30 oder höher haben, entwickeln möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs. Die genauen Zusammenhänge sind noch nicht klar. Als Ursachen werden ein vermindertes Testosteron, eine Umwandlung von Testosteron in Östrogen im Fettgewebe, eine Insulinresistenz und eine vermehrte Bildung entzündungsfördernder Hormone (Adipokine) diskutiert.

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Spielt Rauchen eine Rolle?

Eher nicht! Dass Rauchen nicht gesund ist, dürfte jedem klar sein. Einige Untersuchungen haben das Rauchen mit einem geringfügig erhöhten Risiko in Verbindung gebracht, an Prostatakrebs zu sterben. Die meisten Studien haben aber keinen direkten Zusammenhang zwischen Rauchen und Prostatakrebs feststellen können.

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Spielen Entzündungen der Prostata eine Rolle?

Wahrscheinlich ja! Zwar sind die Studienergebnisse etwas widersprüchlich. Fakt ist aber, dass Entzündungen häufig begleitend in Gewebeproben gefunden werden, die auch Prostatakrebs enthalten. Auch zu einer Assoziation mit anderen Harnwegsinfektionen oder sexuell übertragbaren Krankheiten wie etwa durch Chlamydien oder insbesondere HPV gibt es Hinweise, jedoch noch keine Beweise. Jedenfalls sind häufige Ejakulationen (mehr als 21 pro Monat) laut einer großen Studie mit einem geringeren Prostatakrebsrisiko verbunden. Als mögliche Erklärung wird die Ausscheidung entzündlicher und schädlicher Substanzen mit dem Ejakulat angeführt.

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Es gibt das Gerücht, dass sterilisierte Männer häufiger erkranken?

Leider ja! Eine große Studie aus Dänemark an über 2 Millionen Männern, von denen 140.000 sterilisiert waren, fand bei den sterilisierten Männern zehn Jahre nach dem Eingriff ein um 15% höheres Prostatakrebsrisiko als bei den nicht operierten Männern. Eine naheliegende Begründung wäre gewesen, dass sterilisierte Männer gesundheitsbewusster sind und häufiger an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Dann müsste aber vor allem das Auftreten von frühen Krebsstadien erhöht sein, was sich jedoch nicht bestätigte. Das allgemeine Krebsrisiko hingegen war erstaunlicherweise bei den Sterilisierten um 9% niedriger als bei der Vergleichsgruppe, was wiederum auf einen gesünderen Lebensstil zurückgeführt wurde. Es bleibt also ein Fragezeichen. Jedenfalls muss dieser Aspekt bei der Entscheidung für oder gegen eine Sterilisation mit in die Überlegungen einbezogen werden.

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Kann ich mit gesunder Ernährung mein Prostatakrebsrisiko reduzieren?

Wahrscheinlich! Eine prostataspezifische Diät gibt es zwar nicht, und die genaue Rolle einzelner Lebensmittel ist meist nicht ganz klar. Es gibt aber zumindest Hinweise darauf, dass eine gesunde Ernährung, die fettarm und reich an Obst und Gemüse ist, zu einem geringeren Risiko für Prostatakrebs beitragen kann.

Wissen aus der Praxis

Ernähren Sie sich nach dem Motto: »Was gut fürs Herz ist, ist auch gut für die Prostata.« Stark zuckerhaltige Lebensmittel sollten Sie ebenso reduzieren wie Milchprodukte und gesättigte tierische Fettsäuren, die beispielsweise in Butter und fettigem Fleisch vorkommen. Mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren sind zu bevorzugen. Diese finden sich in Lachs, Hering, Sardinen oder Leinsamenöl. Nützliche Gemüsesorten sind Kohl, Brokkoli, Lauch, Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten. Eine besondere Schutzwirkung wird für Lycopin aus Tomaten vermutet. Die empfohlene Dosis von 10 mg pro Tag steckt in etwa 200 g frischen Tomaten. In konzentrierten Produkten ist sie noch höher. Sulforaphan aus Brokkoli soll sogar bei bestehendem Prostatakrebs die Metastasierungsrate senken. Für die Tagesdosis von 60 mg Sulforaphan muss man allerdings 500 g Brokkoli verzehren. Alternativ kann man auf Extrakte zurückgreifen. Die ergänzende Einnahme von Vitamin D ist sinnvoll. Bei den Getränken gibt es eine Empfehlung für Grünen Tee, der allerdings hoch dosiert und regelmäßig getrunken werden muss, um eine Wirkung zu erzielen. Auch Kaffee oder ein Glas Rotwein haben in Studien schützende Effekte gezeigt.

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